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antriebstechnik 9/2019

antriebstechnik 9/2019

GETRIEBE UND

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN JUBILÄUM ANTREIBENDE LEIDENSCHAFT Großes Technologie-Know-how, tiefes Domänenwissen, starker Kundenfokus, hanseatisches Understatement. Diese Attribute beschreiben meinen Eindruck der ZAE-AntriebsSysteme aus Hamburg. Mitte August besuchte ich den Getriebehersteller anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums. Am 19. Juli 1919 erblickt die heutige ZAE-AntriebsSysteme unter dem Namen Zahnradfabrik Altona-Elbe Hans Meyer Kommanditgesellschaft das Licht der Welt. Hans-Jens Meyer meldete damals gemeinsam mit zwei weiteren Gesellschaftern ein entsprechendes Gewerbe in Hamburg an. Ganz neu ist die ZAE doch auch schon damals nicht. Bereits vor dem oben genannten Termin gab es die Zahnradfabrik, jedoch als interne Abteilung der Kroenert GmbH, einem Hersteller von Tapetendruckmaschinen. Doch die Kroenert-Inhaber entschieden, dass die ZAE künftig über die Unternehmensgrenzen hinaus tätig sein sollte. Der Beginn einer bewegten, aber auch überaus erfolgreichen, Geschichte. FRÜHE SCHLÜSSELKUNDEN Der Unternehmensaufstieg ist mit zwei Unternehmen besonders verbunden: Krones und Deutz. So wurde das 1951 von Hermann Kronseder in Neutraubling bei Regensburg gegründete Unternehmen „Krones“ mit ZAE-Schneckengetrieben beliefert. Hermann Kronseder schwärmte als Maschinenbau-Meister sehr für das Prinzip „Schneckengetriebe“ und setzte von Beginn an auf derartige Komponenten aus Altona. Denn Schneckengetriebe waren bereits damals die besondere Spezialität des Hauses – und sind es heute immer noch. Auch die gute Geschäftsbeziehung zur Krones hat sich bis in die Jetztzeit gehalten. Die Geschäftsbeziehung mit Deutz kam ebenfalls schon sehr früh zustande. Bereits 1965 erteilte das Kölner Unternehmen, damals noch unter dem Namen KHD, ZAE den Auftrag zur Lieferung von Massenausgleichsgetrieben für Traktormotoren. Dieses Lieferverhältnis bescherte der ZAE monatliche Abnahmemengen von durchschnittlich 1 200 Massenausgleichsgetrieben, allein für Deutz. Erst in diesem Jahr lief der Auftrag aus, da der belieferte Dieselmotor nicht mehr in Serie gebaut wird. WACHSTUM DANK SOLIDER BASIS Diese Großabnehmer ermöglichten ZAE auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament aufzubauen. Doch auf schnelles Wachstum ist man nicht aus im hohen Norden. Arno Haase-Camper, Geschäftsführer der ZAE: „Stabilität steht für uns vor Wachstum. Wir wollen möglichst konjunkturunabhängig agieren. Hier hilft uns unter anderem unser breit aufgestelltes Produktportfolio“. Denn mit diesem bedient man inzwischen eine Vielzahl unterschiedlichster Branchen, von der Getränkeund Lebensmittelherstellung über Verpackungsmaschinen bis hin zur Theater- Peter Becker ist Chefredakteur der Zeitschrift antriebstechnik 46 antriebstechnik 2019/09 www.antriebstechnik.de

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN Entwicklungsleiter Kaj Sellschopp (links) und Produktentwickler Lukas Näfken (rechts) geben Peter Becker, Chefredakteur der antriebstechnik, einen Einblick in die Leistungsfähigkeit des ZAE-Prüffelds technik und Holzverarbeitung. Die große Varianz der Abnehmerbranchen bietet Chancen, ist aber auch eine Herausforderung. Denn: ZAE liefert i. d. R. keine Standard-Regalware, sondern Sonderlösungen, individuelle Getriebe für den jeweiligen Bedarf des Kunden. Um diesen Bedarf zu verstehen und bestmöglich zu bedienen, muss man mit dem Kunden auf Augenhöhe kommunizieren können. Man muss seine Prozesse und Nöte verstehen. Dies bewerkstelligt ZAE mit einer hochqualifizierten Vertriebsmannschaft. Jeder Vertriebsmitarbeiter hat einen technischen Hintergrund und versteht sich eher als Kundenberater, denn als klassischer Verkäufer. Hinzu kommt ein offenes Wissenstransfersystem: Regelmäßige Treffen der Vertriebsmannschaft sowie Schulungen mit der eigenen Entwicklungsabteilung auf dem eigenen Prüffeld stellen sicher, dass alle auf dem neuesten Stand der Technik sind. „Die Anforderungen der Industrie ändern sich momentan rapide, sei es durch die zunehmende Automatisierung oder auch die Elektrifizierung. Dementsprechend müssen wir unsere Mitarbeiter schulen. Hier hilft es, dass wir bereits bei der Mitarbeitersuche darauf achten, dass der potenzielle Kollege auch als Typ zur ZAE passt. Einzelkämpfer, die ihr Expertenwissen horten, können wir nicht gebrauchen. Wir müssen alle an einem Strang ziehen und uns gegenseitig unterstützen. Und das gelingt uns seit einigen Jahren hervorragend“, erklärt Folke Hedder, Vertriebsleiter bei ZAE. GEPRÜFTE QUALITÄT Aber nicht nur das Branchen- und Technolige-Know-how ist groß, auch das eigene Produktspektrum ist enorm. Insgesamt umfasst das Portfolio 5 Mio. Getriebevarianten. Egal, ob Schnecken-, Kegelrad-, Servo- oder Stirnradgetriebe – ZAE versucht dem Kunden, die passende Technologie bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass es sich vornehmlich um Individuallösungen handelt. „Wir kombinieren bevorzugt Standardkomponenten zu individuellen Kundenlösungen. Auf diese Weise erhält der Abnehmer die perfekte Antwort auf sein Problem, und das in kurzer Zeit und zu vertretbaren Kosten“, erklärt Kaj Sellschopp, Leiter Entwicklung und Konstruktion. „Mit unserem großen Prüffeld mit acht Prüfständen können wir auf alle Kundenanforderungen eingehen und unsere Produkte für die jeweiligen Lasten oder Sonderwünsche prüfen“, so Sellschopp weiter. Denn die Zuverlässigkeit und Qualität der eigenen Antriebssysteme steht für ZAE im Vordergrund. Nach wie vor möchte das Unternehmen, das für die Erfindung des Blockgehäuses für Getriebe in den 1960er-Jahren verantwortlich zeichnet, für höchste Qualität und Innovationskraft stehen. Dies gewährleistet ein Vertriebs- und Entwicklungsteam, das für Technologie brennt. Das wird mir in meinen Gesprächen mit den ZAE-Experten immer wieder klar. MENSCHLICHKEIT UND UNDERSTATEMENT Und auch der Teamspirit und Zusammenhalt über die Abteilungen hinweg hat mich beeindruckt. Auf meinem Rundgang durch die Fertigung lässt sich immer wieder beobachten, dass man sich kennt und schätzt, bei der ZAE. Da gibt es Shake-Hands zwischen Vertriebsmitarbeiter und Werker in der Fertigung oder einen kleinen Plausch zwischen Produktentwickler und Monteur. Ich habe das Gefühl, dass die Mitarbeiter gerne den Weg ins Altonaer Werk finden, und durchaus Stolz empfinden, für einen solchen Traditionsbetrieb zu arbeiten. Diese Menschlichkeit im Betrieb und Werk hat mich in unserer hochautomatisierten Welt begeistert, in der es oft um die Optimierung der xten Zahl hinter dem Komma geht. Gemeinsam mit dem sehr sympathischen Understatement der Geschäftsführung, das ich während meines Interviews (folgt im Anschluss an diesen Artikel) erleben durfte, malt mein Besuch bei der ZAE ein Bild eines Unternehmens, das Mensch und Technologie auf möglichst harmonische Art und Weise verbindet: absoluter Fokus auf Innovation und Technologieführerschaft, ohne den Menschen hinter der Entwicklung und dem Produkt zu vergessen. Ein Erfolgsrezept, das meiner Meinung nach auch noch die nächsten 100 Jahre funktionieren kann. Fotos: ZAE-AntriebsSysteme GmbH & Co KG www.zae.de Schnell, flexibel, individuell. Halle 8 Stand 8203 KBK bietet eine große Auswahl an Kupplungen und Welle-Nabe-Verbindungen zum attraktiven Preis www.kbk-antriebstechnik.de Metallbalgkupplungen von 0,05 bis 5000 Nm Elastomerkupplungen von 0,2 bis 655 Nm Distanzkupplungen von 4,5 bis 525 Nm KBK.indd KBK_antriebstechnik9_185x30.indd 1 1 06.09.2019 15.08.19 11:55:02 11:37 www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2019/09 47