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antriebstechnik 9/2018

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Von der Rolle

Von der Rolle Folienhersteller ersetzt alte Systeme durch neue Drehgeber und Längenmesssysteme Zehntausend Meter auf einer Rolle sind noch gar nichts, wenn es um Verpackungsfolien geht. Damit am Ende alles passt, sorgen Drehgeber und Systeme von Wachendorff Automation für das richtige Maß. Material für 60 000 Chipstüten – so viel Verpackungsfolie passt auf eine ganz normale Rolle, wie sie bei Constantia Flexibles in Wiesbaden tagtäglich aus der Produktion kommt. Seit seiner Gründung 1949 hat sich das Unternehmen zu einem weltweit agierenden Experten für flexible Verpackungslösungen entwickelt. Twistfolien, wie sie für verdrillte Bonbonwickler benötigt werden, gehören zu den erfolgreichsten Produkten des Unternehmens. Sie müssen dünn genug sein, um ausreichende Umdrehungen zu ermöglichen und damit das Bonbon sicher zu umhüllen. Andererseits muss das Material dick und robust genug sein, damit die Verpackungsmaschinen sie sicher greifen und verarbeiten können. Außerdem soll die Folie später in der verdrillten Form verharren und darf sich nicht selbsttätig wieder öffnen. Zusätzlich gelten hier höchste Anforderungen an die verwendeten Materialien und die Hygiene in der Verarbeitung, da direkter Kontakt zu den verpackten Lebensmitteln besteht. All das sorgt dafür, dass dieses Geschäft eine Menge an Expertenwissen voraussetzt – und genau damit hat sich Constantia Flexibles in der Nahrungsmittelbranche, aber auch der Pharma- und der Getränkeindustrie einen Namen gemacht. Das Unternehmen unterhält, neben dem Stammsitz in Wien, Standorte auf der ganzen Welt wie die Constantia Ebert GmbH in Wiesbaden. Hier hat man sich auf das Herstellen und Veredeln von Folien spezialisiert. Nach der Produktion werden sie nach Kundenwunsch bedruckt, bedampft oder beklebt und anschließend für den späteren Einsatz passend konfektioniert. Maßgeschneiderte Folien Neben technischen Folien für Dichtungsmasse oder Reinigungsmittel stellt Constantia Ebert vor allem Folien für die Direktverpackung von Lebensmitteln her. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Qualität der Materialien und auch an die Hygiene über den gesamten Prozess. So werden Folien z. B. nach ihrer Bedruckung noch einmal mit einer weiteren Folie beklebt, damit der Aufdruck beim Transport nicht abgerieben werden kann und die verpackten Süßigkeiten später keinen direkten Kontakt zur Farbe haben. Kunden ordern hier die Verpackungsfolien genauso, wie sie später für den eigenen Prozess benötigt werden. So werden in Wies baden nicht nur Folien auf Extrusionsmaschinen hergestellt und anschließend veredelt – die Produkte werden auch geschnit- ten und gewickelt, wie die Verpackungsmaschinen beim Kunden das vorgeben. Für Bonbonwickler werden schmale Streifen benötigt, während für Chipstüten große Felder verwendet werden. Auch die Dicke der fertigen Rollen hängt vom Kundenwunsch ab. Bis zu 15 000 laufende Meter auf einer einzigen Rolle sind durchaus üblich. Eine besondere Herausforderung gibt es auch hier: Da die Schnittkanten minimal dicker sind als der Rest der Bahn, würde sich bei der hohen Anzahl der Wicklungen eine große Abweichung des Rollendurchmessers ergeben. An den Rändern würde sie deutlich dicker sein als in der Mitte, was die Weiterverarbeitung erschweren würde, denn es käme dadurch zu unterschiedlichen Drehzahlen für das Abwickeln. Probleme wären vorprogrammiert, sodass man die Rollen changierend wickelt. Dafür gleitet die Walze während des Wickelns horizontal hin und her, die Wulst am Rand verteilt sich über einen ganzen Bereich und der Aufbau am Rand bleibt in einem unkritischen Rahmen. Nähe und Qualität entscheiden Eine ganz wichtige Anlage im Prozess ist der Rollenschneider. Hier werden fertige Folien nach Wunsch konfektioniert. Damit die Menge am Ende stimmt, sorgt hier ein Längenmesssystem von Wachendorff für das richtige Maß. Neben den Laufmetern für die korrekte Folienlänge pro Spule werden die Daten auch in die Betriebsdatenerfassung übermittelt. „So können wir sehen, wie weit einzelne Aufträge sind oder wie viele Meter wir in einer Schicht produzieren“ erklärt Burkhard Baum, der in Wiesbaden für die technische Instandhaltung verantwortlich ist. „Wir hatten hier schon immer einen Drehgeber – das alte Modell eines Mitbewerbers fing allerdings bei hohen Drehzahlen an zu springen. Er ließ dadurch manchmal Meter aus, sodass die Längen am Ende nicht stimmten.“ Darum machte man sich auf die Suche nach einem Modell, das den hohen Ansprüchen besser genügen würde und wurde bei seinem Lieferanten Wachendorff Automation fündig. „Wir verwenden Drehgeber dieses Herstellers schon seit rund zehn Jahren“ erklärt Baum. „Immer, wenn irgendwo Geber erneuert werden müssen, stellen wir auf Wachendorff Automation um“, zeigt er sich begeistert. Der Grund liegt dabei nicht nur im guten Preis-Leistungs-Verhältnis der Produkte: „Die räumliche Nähe zu Wachendorff Automation spielt natürlich auch eine große Rolle“, 52 antriebstechnik 9/2018

SENSORIK UND MESSTECHNIK 01 Der Anpressdruck des Federarms von Wachendorff Automation kann eingestellt werden 02 Für den Wechsel der Rollen oder sonstige Arbeiten am Laufband ist der Federarm mit wenigen Handgriffen weggeklappt und arretiert 03 Am Extruder wird die Drehgeschwindigkeit direkt an der Walze abgenommen 04 Wegen der strengen Hygienevorschriften mit Kittel und Haarnetz: Burkhard Baum (Mitte) mit Wachendorff Vertriebsingenieur Fouad Boudraa und Produktmanager Dieter Schömel führt er aus. Schließlich liegt Wiesbaden nur wenige Kilometer vom Wachendorff-Sitz in Geisenheim entfernt, wo die Drehgeber entwickelt und gebaut werden. „Schneller kann man Produkte und Service gar nicht bekommen – wenn es ganz eilig ist, bringt ein Kollege, der in Geisenheim wohnt, die Teile, die wir brauchen, einfach mit“ beschreibt er die unkomplizierte Zusammenarbeit. Denn wenn ein Drehgeber nach Jahrzehnten doch einmal ausfällt, dann muss es schnell gehen, um die Produktion aufrecht erhalten zu können. Da aus alten Zeiten noch ganz unterschiedliche Typen und Fabrikate unterschiedlicher Hersteller hier im Einsatz sind, ist eine vorbeugende Lagerhaltung schwierig. Umso besser, wenn mit Wachendorff Automation ein Lieferant in der Nähe ist, der ein sehr breites und tiefes Portfolio an Drehgebern im Programm hat, das keine Wünsche offen lässt und der auch das entsprechende Zubehör schnell liefern kann. Baum. Zur Arretierung wird einfach nur ein Stift herausgezogen, während der Bewegung festgehalten und wieder losgelassen, wenn der Arm in der gewünschten Position ist. So verbleibt der Arm dann sicher fixiert, bis der Stift wieder gelöst und der Arm zurückgeklappt wird. „Das spart Montagezeit und Nerven“, lacht Burkhard Baum. Nach diesem gelungenen Test wird er das neue System aus dem Hause Wachendorff Automation sicherlich künftig öfter einsetzen. Fotos: Aufmacher: Constantia, 01– 04: Wachendorff www.wachendorff-automation.de Vorteile für Instandhalter Speziell am Rollenschneider gab es bestimmte Vorgaben, die der neue Drehgeber erfüllen sollte: Da die Messung direkt auf der Folie erfolgt, muss das Material für die Lebensmittelindustrie geeignet sein: Leicht zu reinigen, mit genügend Grip auf der Folie, aber ohne Abrieb. Außerdem sollte der Anpressdruck variabel einstellbar sein, denn bei zu wenig Druck würde das Messrad wieder springen, während bei zu viel Druck Spuren auf der Folie entstehen können. Und für das Tagesgeschäft besonders wichtig: Der Arm sollte komplett wegklappbar sein, da hier sehr häufig die Rollen gewechselt werden und manchmal auch komplett neu durch alle Walzen der Anlage gefädelt werden müssen. „Wenn man dann jeweils den Arm abbauen muss, entstehen unnötige Wartezeiten und Montagekosten – das wollten wir unbedingt vermeiden“, so Baum weiter. Das neue Längenmesssystem konnte genau das bieten, was gefragt war: Der Federarm lässt sich exakt mit der Kraft vorspannen, die man für die jeweilige Aufgabe benötigt. „Wir haben ausprobiert, wie fest das Laufrad angedrückt werden muss und dann einfach mit Edding-Stiften Markierungen auf der Rasterung gemacht – so findet jeder unserer Monteure nach einem Umbau die richtige Position auf Anhieb wieder“ berichtet Baum aus der Praxis. Was die Oberfläche des Laufrades betrifft, sind bei Wachendorff verschiedene Varianten wählbar. „Wir haben uns für glatten Kunststoff entschieden, um Abrieb und Spuren zu vermeiden“, erklärt Baum. Der entscheidende Vorteil liegt für den Instandhalter aber in der Bauweise des Längenmesssystems: Der drehbar gelagerte Federarm kann mit einem Handgriff nicht nur von der Walze weggeklappt, sondern auch in dieser Position arretiert werden. „Dann ist er aus dem Weg und man kann ungehindert Rollen wechseln“, so I N T E L L I G E N C E T H A T M O V E S WWW.ROTEK-MOTOREN.DE antriebstechnik 9/2018 53 ROTEK.indd 1 21.03.2018 09:22:37