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antriebstechnik 8/2016

antriebstechnik 8/2016

SCHIFFE UND MARITIME

SCHIFFE UND MARITIME ANWENDUNGEN I SPECIAL Innovation mit Tradition Elektrische Antriebe für den Retrofit im Schiffbau Gunthart Mau Die Shiptec AG in Luzern, eine Tochterfirma der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees, erbringt vielfältige Werftdienstleistungen. Am restaurierten Dampfschiff Neuchâtel rüstete sie eine Vorrichtung zur Absenkung des Schornsteins nach. Als Antrieb hierfür kam ein Getriebemotor von SEW-Eurodrive zum Einsatz. Das Besondere: Auf Wunsch des Kunden hat er eine manuell bedienbare Handlüftung. Es war im Jahr 1835, als der Kaufmann Casimir Friedrich Knörr die Luzerner Bevölkerung mit der Mitteilung überraschte, eine Schifffahrtsgesellschaft auf dem Vierwaldstättersee betreiben zu wollen. Was als Idee begann, wurde mit der Jungfernfahrt des Schaufelraddampfers „Stadt Luzern“ zwei Jahre später Wirklichkeit. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) dank des stark wachsenden Verkehrs auf der Nord-Südachse der Alpen Gunthart Mau ist Referent Fachpresse bei der SEW-Eurodrive GmbH & Co. KG in Bruchsal (Gotthard pass – Vierwaldstättersee). Mit dem touristischen Aufschwung während der anschließenden Belle Époque um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wuchs die SGV zur größten Schifffahrtsgesellschaft der Schweiz an. Schließlich entwickelte sich mit dem steigenden Fahrtenaufkommen auch die Schiffswerft. Anfänglich nur mit spärlichen technischen Anlagen ausgerüstet, bekam sie im Laufe der Zeit eine umfangreiche und moderne Infrastruktur. Neubau mit innovativen Materialien 1907 ging ein Schwimmdock in Betrieb und seit 1931 werden in der Schiffswerft Sanierungen an Schiffen aller Art durchgeführt. Seit der Inbetriebnahme des MS Mythen im selben Jahr werden auf der Werft auch inno­ vative Motorschiffe konstruiert und gebaut. In den Folgejahren entstanden die Schiffe Waldstätter, Titlis und Rigi. Später verließen weitere neue Schiffe die Werft: die MS Schwyz, Winkelried, Pilatus, Gotthard und Unterwalden. Ein Großteil der Schiffe wurde mit – für die damalige Zeit – innovativen Materialien erstellt. So kam für den Rumpf verzinkter Stahl und für die Aufbauten Aluminium zum Einsatz. Service als erfolgreiches Geschäftsmodell Der Geschäftsbereich Schiffstechnik der SGV wurde 2007 in Shiptec Lucerne umbenannt und seit 2013 als eigenständige Tochtergesellschaft Shiptec AG geführt. Mit etwa 70 Mitarbeitern erbringt sie heute auch Leistungen für externe Kunden. Lang­ 58 antriebstechnik 8/2016

jährige Erfahrungen und großes Know-how bestehen in der Entwicklung, dem Bau und der Instandhaltung von Fahrgastschiffen, Arbeitsschiffen und Yachten. Der Hauptumsatz wird durch Service an technischen Systemen sowie mit komplexen Erneuerungsprojekten generiert. „Eines der spannendsten Projekte war die Generalrevision des Dampfschiffs Unterwalden“, berichtet Pius Barmet, Leiter Marketing und Verkauf bei Shiptec. Hierbei waren die Anforderungen unterschiedlicher Interessengruppen zu berücksichtigen. Daher wurde ein Gestaltungskonzept angestrebt, das weitgehend dem Zustand zwischen 1920 und 1960 entspricht. Konstruktive Anpassungen Das seit 2008 unter Denkmalschutz stehende Schiff sollte weiterhin die lediglich 8,5 m „Der Schornstein muss im Notfall auch manuell absenkbar sein. Wenn z. B. das Stromnetz an Bord ausfällt, kann man weiterhin unter den Brücken hindurchfahren.“ Adrian Märki , Projektleiter Elektro, Shiptec hohe Achereggbrücke in Stansstad am Vierwaldstädtersee passieren können. Deshalb mussten einige innovative Lösungen integriert werden: Die beiden Masten, der Schornstein und das Steuerhaus müssen für die Unterquerung der Brücke eingeklappt bzw. abgesenkt werden. Der Schornstein wird wie ein Teleskop eingefahren. Das geschieht mithilfe eines Getriebemotors von SEW-Eurodrive, der vom Schweizer Partnerunternehmen Alfred Imhof AG geliefert wurde. Im Mai 2011 feierten die Dampferfreunde schließlich die dritte Jungfernfahrt des Dampfschiffs Unterwalden, begleitet von einer festlichen Eröffnungsparade. Auch andere Dampf- und Motorschiffe müssen unter Brücken verkehren können, beispielsweise das Dampfschiff „Neuchâtel“. 2007 kaufte der gemeinnützige Verein Trivapor dieses Schiff, das seit 1969 als schwimmendes Restaurant genutzt wurde. Rostfreie Freiläufe FBS • Korrosions- und säurebeständig • Fett- oderölgeschmiert • Verwendbar als Rücklaufsperre,Überhol- oderVorschubfreilauf • Leistungsstarkfür Drehmomentebis 10.000 Nm • Lebensmitteltauglich und meerwasserbeständig 01 Das Dampfschiff Unterwalden – hier im ursprünglichen Zustand – steht heute unter Denkmalschutz 02 Wenn die Dampf- und Motorschiffe – hier das restaurierte DS Unterwalden – alljährlich im April ihren Betrieb aufnehmen, erfreuen sich tausende Gäste an den nostalgischen Fahrten auf den Schweizer Seen Besuchen Sie uns in Halle B7, Stand 225 auf der WindEnergy Hamburg