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antriebstechnik 6/2019

antriebstechnik 6/2019

EINE FRAGE NOCH... WARUM

EINE FRAGE NOCH... WARUM REXS UND NICHT GDE, HERR EVERT? GDE ist ein etabliertes Standard-Datenformat für den Austausch von Mess- und Fertigungsdaten einzelner evolventischer Stirnräder. REXS hingegen zielt darauf ab, ein möglichst umfassendes Gesamtgetriebemodell für die Berechnung und Simulation zur Verfügung zu stellen und dieses als Standard auf diesem Gebiet zu etablieren. Die Mengen der verwendeten Parameter beider Modelle überschneiden sich dabei nur gering. Diese und weitere Unterschiede haben auf der Suche nach einem geeigneten Lösungsweg zur Entscheidung geführt, REXS grundsätzlich unabhängig von GDE zu entwickeln. Die Überwindung der Unterschiede hätte sowohl auf GDE- als auch auf REXS-Seite zu großen Aufwänden und Kompromissen geführt. Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Berührungspunkte. Können Sie einige dieser Punkte nennen und kann man von dem GDE-„Modell“ hier und da profitieren? Diplom-Informatiker Stephan Evert ist Leiter der Abteilung Bearing Analysis Tools Development von Schaeffler und Obmann des FVA-Arbeitskreises REXS. Wir sprachen mit ihm über das neue Datenformat für die Getriebebranche. Herr Evert, REXS ist relativ neu am Markt. Was ist REXS und was war die Motivation für die Entwicklung des Reusable Engineering EXchange Standard? REXS ist ein von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik (FVA e. V.) entwickeltes, sehr einfaches Datenformat für Getriebemodelle. Mit diesem Format ist es möglich, Daten zwischen CAE- Tools, zum Beispiel zwischen der FVA-Workbench und dem Schaeffler Wälzlagerberechnungs- und Simulations-Tool Bearinx auszutauschen. Fehleranfällige manuelle Datenübertragungen oder die aufwändigen Implementierungen spezieller Schnittstellen gehören damit der Vergangenheit an. Für die Getriebe-Branche wird dieser unkomplizierte und automatisierte Austausch der Getriebemodelle Entwicklungszeit und -kosten für Kundenapplikationen – insbesondere von Getriebebaukästen – deutlich reduzieren. REXS ist eine Neuentwicklung. Das wirft die Frage auf, warum nicht auf einen bestehenden Standard wie GDE (Gear Data Exchange, entwickelt vom VDI) aufgesetzt wurde. Schildern Sie uns bitte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Formate. REXS und GDE sollen unabhängige Schnittstellenformate für ihre speziellen Anwendungsgebiete bleiben. Es ist jedoch vorgesehen, in GDE definierte Parameter sowie deren Nomenklatur zum Beispiel für Stirnräder bei Bedarf in REXS zu übernehmen. Wir streben bei der Weiterentwicklung soweit sinnvoll eine möglichst enge Abstimmung zwischen beiden Formaten an. Es ist auch geplant, einen frei zugänglichen Konverter zu erstellen, der die beiden Formate soweit möglich und sinnvoll ineinander überführen kann. Ähnliche Vorgehensweisen sollen auch für andere etablierte Datenformate im Umfeld der Getriebemodellierung übernommen werden zum Beispiel für Kegelrad- Maschinendaten. Wie ist der aktuelle Entwicklungsstand und was ist für 2019 noch geplant? Einige Punkte hatte ich soeben erwähnt. In der aktuellen Version 1.1 sind Stirnradstufen, Kegelradstufen und Planetenstufen in beliebiger Kombination realisiert. Aufgenommen sind unter anderem auch Wälzlager, Wellen, externe Lasten und Lastkollektive, Schmierstoffe und Werkstoffe. Auch mittels FE-Steifigkeitsmatrizen beschriebene elastische Komponenten, wie beispielsweise Gehäuseteile sind nun umgesetzt. Sie sehen schon, dies dient dazu, künftig einmal eine komplette Systemanalyse auf Basis des REXS-Formates durchführen zu können. Konkret für 2019 steht noch die Modellierung von Zahnkorrekturen und Kerbstellen auf der Agenda. Auch an der Attributliste arbeiten wir weiter, um Berechnungs - standards wie zum Beispiel AGMA 2101 mit REXS bedienen zu können. www.rexs.info 74 antriebstechnik 2019/06 www.antriebstechnik.de

DIE antriebstechnik IST FÜR MICH DIE DEUTSCH- SPRACHIGE PLATTFORM FÜR EINEN KOMPETENTEN EINBLICK IN AKTUELLE FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSTHEMEN, INNOVATIVE PRODUKTE UND BEST PRACTICE BEISPIELE DER ANTRIEBSTECHNIK. Univ.-Professor Dr.-Ing. Christian Brecher, Mitglied des Direktoriums des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) an RWTH Aachen und Institutsleiter des Fraunhofer IPT WISSEN SCHAFFT IDEEN