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antriebstechnik 3/2025

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antriebstechnik 3/2025

Gerhard Schuy, Leiter

Gerhard Schuy, Leiter Vertriebsinnendienst,AMO GmbH, St. Peter am Hart (Österreich)EX-GESCHÜTZTE LÄNGEN- UND WINKELMESSGERÄTEHOCHGENAU MESSEN OHNE RISIKOLängen- und Winkelmessgeräte von AMOerfassen Positionsdaten mit höchster Präzision.Die inkrementellen Ausführungen der Geräteverfügen zudem über eine Atex-Zertifizierung.Sie können daher auch in explosionsgefährdetenBereichen eingesetzt werden, wie zum Beispiel inDruckmaschinen, Autogen-Brennschneidanlagenoder in der Öl- und Gasfördertechnik.Es ist laut in der Halle, denn die Tiefdruckrotation läuft aufHochtouren. Im Inneren der Maschine arbeitet das Druckwerk.Es besteht aus einem Druckformzylinder, einem Gegendruckzylinderund einem Rakel, das überschüssigeFarbe vom Druckformzylinder abstreift.Für ein gestochen scharfes Druckbild ist die exakte Ausrichtungder einzelnen Komponenten des Druckwerks zueinanderentscheidend. Das funktioniert nur, wenn die Maschinensteuerungdie genaue Position dieser Komponenten jederzeit „kennt“.In den Druckmaschinen eines bekannten Herstellers erfassendeshalb hochgenaue inkrementelle Winkelmessgeräte von AMOkontinuierlich die Winkelstellung der Zylinder, Walzen und Rakel.Abhängig vom Durchmesser des Messflansches erreichendie Messgeräte eine Positioniergenauigkeit von wenigen Winkelsekundenbei einer maximalen Drehzahl von 26.000 U/min.INDUKTIVE ABTASTUNGAlle Längen- und Winkelmessgeräte von AMO arbeiten nach dempatentierten induktiven Amosin-Abtastprinzip. Eine planareSpulenstruktur tastet ein hochgenau strukturiertes Edelstahlbandab. Es wird in einem speziellen Herstellungsprozess zu einemgeschlossenen Messring geformt, der entweder auf einemTeilungsträger als Winkelmessflansch oder als dünnwandigerMessring verfügbar ist. Da das Edelstahlband berührungslos abgetastetwird und die Messgeräte keine magnetischen Teile enthalten,sind sie unempfindlich gegenüber elektromagnetischenStörungen sowie Schmutz.INKREMENTELL ODER ABSOLUTDie Messgeräte des Herstellers werden in einer absoluten und einerinkrementellen Ausführung gefertigt. Beim absoluten Messverfahrensteht der Positionswert unmittelbar nach dem Einschaltendes Messgerätes zur Verfügung und kann jederzeit vonder Folgeelektronik ausgelesen werden. Ein Verfahren der Achsenzum Ermitteln der Bezugsposition ist nicht notwendig.Die inkrementellen Modelle gewinnen die Positionsinformationdagegen durch Zählen der einzelnen Inkremente der periodischenTeilung. Da zum Bestimmen von Positionen ein absoluterBezug erforderlich ist, verfügt die Maßverkörperung über einezusätzliche Spur mit Referenzmarke. Die mit der Referenzmarkefestgelegte absolute Position des Maßstabes ist genau einemMessschritt zugeordnet.In Druckmaschinen werden allerdings nicht die Standardausführungender inkrementellen Winkelmessgeräte eingesetzt. Das36 antriebstechnik 2025/03 www.antriebstechnik.de

SENSORIK UND MESSTECHNIKhängt damit zusammen, dass viele der beim Druckprozess verwendetenFarben Lösungsmittel enthalten. Deren Dämpfe könnensich ab einer bestimmten Konzentration in der Umgebungsluftzusammen mit Sauerstoff (O 2) zu einem explosionsfähigenGemisch verbinden.EXPLOSIONSSCHUTZ AN DRUCKMASCHINENDie Explosionsgefahr wird zwar durch zahlreiche Sicherheitsmaßnahmenso gering wie möglich gehalten. So leiten zum BeispielAbsauganlagen über dem Trockner die Lösemitteldämpfeab und führen sie einer Abluftbehandlungsanlage zu. Da sich dieBildung einer explosionsfähigen Atmosphäre im Umfeld vonDruckmaschinen aber nicht hundertprozentig verhindern lässt,müssen einige Komponenten der Anlagen die strengen Anforderungender Atex-Richtline 2014/34/EU erfüllen.So befinden sich die Bereiche zwischen den Druckwerksseitenwändenund im Bedienungsgang zwischen den Druckwerken inder Atex-Zone 1. Hier kann bei Normalbetrieb gelegentlich eineexplosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbarenGasen, Dämpfen oder Nebeln entstehen.MESSGERÄTE SIND ATEX-ZERTIFIZIERTInkrementelle Winkel- und Längenmessgeräte von AMO wurdenvom TÜV Austria für den Einsatz in den Atex-Zonen 1 und 2 imTemperaturbereich zwischen –10 °C ≤ Tamb ≤+70 °C zertifiziert(Ex mb IIC T4 Gb). Damit können die Geräte auch in Anwendungenverbaut werden, die eine Oberflächentemperatur von bis zu135 °C erreichen. Möglich wurde das durch eine einfache konstruktiveVeränderung: „Wir haben die zündfähigen Komponentender Geräte mit einer speziellen Vergussmasse gekapselt, sodasseine eventuell vorhandene explosionsfähige Atmosphärenicht mit der Elektronik in Berührung kommen kann“, sagt EngelbertHager, kaufmännische Leiter bei AMO.SELBSTENTZÜNDUNG VERHINDERNDie Kapselung begrenzt zudem die maximale Oberflächentemperaturder Geräte. Diese muss kleiner sein als die Zündtemperaturdes Gas- oder Dampf-Luft-Gemisches, in dem es eingesetztwird. Bei der Ermittlung der maximalen Oberflächentemperaturwird stets ein Sicherheitsabstand zur kleinsten Zündtemperaturder in der jeweiligen Temperaturklasse zusammengefassten Stoffeeingerechnet. In der Atex-Zone 1 darf die maximale Oberflächentemperaturnur selten 80 Prozent der geringsten Zündtemperaturder in der Temperaturklasse definierten Gas- oderDampf-Luftgemische überschreiten. In der Zone 2 darf die Zündtemperaturnur in Sonderfällen erreicht werden.KUNDENSPEZIFISCHE ANPASSUNGENAMO bietet der Industrie übrigens nicht nur explosionsgeschützteinkrementelle Messgeräte von der Stange. Das Unternehmen passtdie Atex-konformen Produkte – wie auch alle anderen – zudem andie Anforderungen des Kunden an. „Ich erinnere mich zum Beispielan einen Druckmaschinen-Hersteller, für den wir eine spezielleGehäuseform für unser Messgerät entwickelt haben“, erzähltHager. Genau für diese Kombination aus hochpräziser, robusterMesstechnik und individuellem Service schätzen die Kunden dieAutomatisierungsspezialisten.Bild: AMOwww.amo-gmbh.comDIE IDEE„Inkrementelle Winkel- und Längenmessgerätevon AMO wurden vomTÜV Austria für den Einsatz in denAtex-Zonen 1 und 2 zertifiziert.Die Geräte können in Anwendungenverbaut werden, die eine Oberflächentemperaturvon bis zu 135 °Cerreichen. Möglich wurde das durcheine einfache konstruktive Veränderung.Wir haben die zündfähigenKomponenten der Geräte mit einerspeziellen Vergussmasse gekapselt,sodass eine eventuell vorhandeneexplosionsfähige Atmosphäre nichtmit der Elektronik in Berührungkommen kann.“Engelbert Hager, kaufmännischerLeiter bei AMO, St. Peter am HartWEITERE ANWENDUNGSBEREICHEDie Atex-Zertifizierung ermöglicht auch den Einbau der Messgerätein Anwendungen der Metallindustrie. Ein Beispiel sind Autogen-Brennscheidmaschinenmit Acetylen (C 2H 2). Acetylen kannmit Luft und Sauerstoff eine explosionsfähige Atmosphäre bilden.Da die Elektronik der Längenmessgeräte von AMO gekapselt ist,besteht allerdings keine Gefahr: Es gelangen weder Funken nachaußen noch Gas-Sauerstoff-Gemische ins Innere der Geräte-Elektronik.Eine weitere charakteristische Eigenschaft der inkrementellenMessgeräte ist ihre Robustheit: Dank der Schutzart IP67 könnenihnen Staub und Schmutz nichts anhaben. Mögliche Einsatzgebietesind deshalb auch Anlagen für die Öl- und Gasförderung –sowohl Onshore als auch Offshore. So messen Längenmessgerätein Bohrtürmen den Hub des Bohrgestänges, damit die Pipe-Handling-Anlage rechtzeitig neue Bohrstangen nachliefern kann.www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2025/03 37