UMRICHTERTECHNIK DEZENTRALE ANTRIEBSTECHNIK RAUS AUS DEM SCHALTSCHRANK Movimot advanced vereint Asynchronmotor und Frequenzumrichter zur dezentralen Antriebseinheit, die sich flexibel mit jedem Standardgetriebe kombinieren lässt Zwei maßgebliche Vorteile sind es, die für die Ausrüstung von Anlagen mit dezentraler Antriebstechnik sprechen: Modularisierung und standardisierte Schnittstellen – und das möglichst unabhängig von der Kernapplikation. Beim Sondermaschinenbauer Rotte übernimmt der neue dezentrale Regler Movimot von SEW-Eurodrive die Aufgaben klassischer zentraler Frequenzumrichter. Andrea Balser ist Fachpressereferentin bei der SEW-Eurodrive GmbH & Co KG in Bruchsal 24 antriebstechnik 2022/03 www.antriebstechnik.de
UMRICHTERTECHNIK Antriebe von SEW-Eurodrive sind es, mit denen der Sondermaschinenbauer Ulrich Rotte Anlagenbau und Fördertechnik aus Salzkotten bei Paderborn den kompletten Materialfluss für die Herstellung technischer Laminate antreibt. Dafür baut ein Hersteller aus dem Schwarzwald Pressen, die unter Druck und Temperatur einzelne Werkstoffblätter zu mehrlagigen Leiterplatten für die Elektronikindustrie laminieren. „Wir übernehmen das komplette Handling beim Bestücken und Entleeren der Pressen sowie den vor- und nachgelagerten Materialfluss. Und dafür brauchen wir die enorme Flexibilität der dezentralen Antriebe“, erläutert Tobias Thebille. Unter Flexibilität versteht der Leiter Elektrotechnik bei Rotte zunächst, dass sich mit den Reglern gleichermaßen gesteuerte wie geregelte Applikationen realisieren lassen. SEW-Eurodrive bietet den dafür verwendeten Umrichter Movimot innerhalb des A utomatisierungsbaukastens Movi-C in drei unterschiedlichen Varianten an: flexible, advanced und performance. Dieser Dreiklang kommt bei Rotte voll zum Einsatz. Als abgesetzter Umrichter (flexible) oder direkt mit dem Motor verbunden (advanced) übernimmt Movimot bei Rotte die klassischen Aufgaben eines dezentralen Frequenzumrichters. Welche Version letztlich zum Einsatz kommt, darüber entscheidet die Applikation vor Ort – vor allem hinsichtlich des verfügbaren Platzes. Die robusten Geräte in Schutzart IP54 sind ebenfalls für Positionierungen im Einsatz. Diese Aufgaben fallen üblicherweise in den Bereich der Servotechnik. Auch dafür verwendet Rotte den neuen Movimot in der Ausbaustufe performance. „Wenn ich zurückblicke, dann brauchten wir für Positionierachsen immer noch einen Schaltschrank. Der fällt mit den neuen dezentralen Antrieben weg“, freut sich der geschäftsführende Gesellschafter Ulrich Rotte und attestiert sogar „servotypische Eigenschaften“. Die Motion Control setzt Befehle der übergeordneten SPS im Zusammenspiel mit den integrierten Multi-Turn-Absolutwertgebern in eine Positionierung um. Die Rechenintelligenz entlastet damit die Steuerung. Sie bildet auch die Basis, Anlagenmodule autark zu projektieren, weil die Bewegungsführung losgelöst von der Steuerungsebene definiert ist. ANSCHLUSSDOSE ERSETZT SCHALTSCHRANK Die Vorteile werden beim Blick in die Vergangenheit schnell deutlich: Für die Antriebe eines Hubliftes war bis dato ein Schaltschrank mit den Maßen 760 × 600 × 250 mm notwendig. Den benötigt man heute mit dem autark arbeitsfähigen Modulen nicht mehr. Stattdessen hängt weiter unten eine kleine Anschlussdose für zwei Kabel: Energieversorgung und Profinet-Kommunikation. „Alles andere ist weg und dezentral gelöst. Die Anschlussdose hätte auch noch kleiner ausfallen können“, sagt Ulrich Rotte. Weitere Vorteile sieht Tobias Thebille in der Flexibilität der SEW-Antriebe auch auf I/O-Ebene. Alle drei Varianten des Movimot aus dem Automatisierungsbaukasten Movi-C sammeln in der Materialflussanlage die Signale der Sensoren ein, die in ihrer unmittelbaren Nähe eingebaut sind. Die Signale werden gebündelt und per Profinet an die Anlagensteuerung übergeben. Unabhängig von der Zahl der Sensoren schafft dieser Aufbau eine Standardschnittstelle (und hilft darüber hinaus, bei der Installation Kabel einzusparen). Standardisierung dank der Multifunktionalität der dezentralen Antriebe ist für den Sondermaschinenbauer gerade deshalb wichtig, weil es sich bei den Anlagen aus Salzkotten in der Regel um Unikate handelt. Die gebotene Flexibilität ziehe sich bei den Antrieben durch wie ein roter Faden. „Es gibt Sondermaschinen, bei denen während der Inbetriebnahme noch kundenseitig Änderungswünsche einfließen, sodass wir flexibel reagieren müssen“, lässt Tobias Thebille durchblicken. Die Möglichkeit, die Movimot-Geräte per Profinet ganz einfach 01 02 01 Kompakt mit vielen Möglichkeiten: der Movimot aus dem SEW-Automatisierungsbaukasten Movi-C fördert den modularen Aufbau von Sondermaschinen für technische Laminate 02 Über integrierte I/O-Schnittstellen können Sensorsignale eingesammelt werden – das spart auch jede Menge Kabel in den Kommunikationsverbund aufzunehmen sowie über die on-board verfügbaren Ein- und Ausgänge unterschiedliche digitale Sensoren anzuschließen, schaffe maximale Freiheitsgrade. „Wir können ganz einfach in eine bestehende Installation einen Antrieb dazwischen bauen, Sensoren und weitere Aktoren einbinden und dann neu ausprobieren“, betont der Leiter der Elektrotechnik bei Rotte. SICHER, SCHNELL UND FLEXIBEL Vergleichbares gilt auch für die integrierte Sicherheitstechnik, die „ebenfalls schnell mal geändert ist“. Der sogenannte Sichere Halt (Safe Torque Off, STO) ist serienmäßig an Bord. Über die Optionskarte CSB51A kann der STO über Profisafe angesteuert werden. Sie kümmert sich ausschließlich darum, das Drehmoment des Antriebs sicher abzuschalten, wenn die Steuerung einen STO einleitet. Dieser Aufbau schafft zudem die Grundlage, Sicherheitsbereiche ohne zusätzliche Kabelstränge bedarfsgerecht über den vorhandenen physikalischen Profinet-Bus zu schalten. Ulrich Rotte erklärt: „Die große Anzahl an komplexen individuellen An- www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2022/03 25
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