LINEARTECHNIK Rüdiger Knevels, Geschäftsführer Rollon in Düsseldorf und General Manager Rollon International ROLLON ÜBERNIMMT IMS WIR ERWEITERN UNSERE FÄHIGKEITEN UND ANGEBOTE Ende 2021 hat Rollon das amerikanische Unternehmen IMS übernommen und damit sein Portfolio im Bereich Linearachssysteme und Verfahrachsen um Lösungen aus Stahl erweitert. Wir sprachen mit Rüdiger Knevels, dem Geschäftsführer von Rollon in Düsseldorf und General Manager Rollon International, über die Bedeutung der Akquisition für Rollon und welche Entwicklungen mittelfristig zu erwarten sind. 14 antriebstechnik 2022/03 www.antriebstechnik.de
LINEARTECHNIK Herr Knevels, Rollon hat die amerikanische Firma IMS übernommen. Welchen Nutzen werden jetzige und zukünftige Kunden von Rollon dadurch erfahren? Wir möchten unseren Kunden für jede Anforderung eine Rollon- Lösung anbieten und sind daher kontinuierlich bestrebt, unser Leistungsspektrum zu erweitern. Mit seinen komplementären Produkten ist IMS ein perfekter Fit für uns und unsere Kunden. Im Bereich Mehrachssysteme lag unsere Kompetenz bisher auf Lösungen basierend auf Aluminium. Der Einsatz von Aluminium sorgt für ein geringes Gewicht, eine schnelle Montage, eine große Flexibilität sowie eine hohe Wirtschaftlichkeit. Bei hohen Anforderungen an Steifigkeit und Belastbarkeit stoßen Aluminiumachsen jedoch werkstoffbedingt an ihre Grenzen. IMS schließt diese Lücke. IMS ist Spezialist für Systemlösungen aus Stahl und ermöglicht uns, im Bereich von linearen Schwerlastanwendungen unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Mit der Erweiterung der Produktpalette geht auch ein Zugewinn an Know-how bei der Stahlbearbeitung einher. Markiert die Akquisition von IMS einen Wandel in der Firmenstrategie bei Rollon? Nein, auf keinen Fall. Es ist ein natürlicher nächster Schritt auf dem Weg, den wir seit etwa 15 Jahren beschreiten. Wir haben uns früh dafür entschieden, den Weg der kundenspezifischen Lösungen zu gehen und uns nicht auf die Produktion von Standardkomponenten zu konzentrieren. Dabei arbeiten wir immer aus einer modularen Plattform heraus und erreichen durch maßgeschneiderte Anpassungen an die Kundenapplikation eine möglichst hohe Individualität. Dieses Konzept deckt sich mit dem Geschäftsmodell von IMS. Auch die IMS-Lösungen zeichnen sich durch eine hohe Modularität aus. In Kombination mit ihrer hohen Tragfähigkeit sind sie eine folgerichtige Ergänzung für Rollon. besser zu werden. Vor allem in den Bereichen HR, Finance & Controlling sowie ESG profitieren wir von den Ressourcen und Möglichkeiten des Konzerns. Was macht den Charakter von Rollon und seinen Mitarbeitern aus? Unsere Unternehmenskultur ist geprägt von einem großen Zusammengehörigkeitsgefühl. Das hängt mit unserer Historie zusammen. Noch vor 15 Jahren war Rollon ein kleiner Nischenplayer auf dem Markt der Lineartechnik. Entgegen dem damaligen Standardisierungstrend haben wir uns bewusst für die seinerzeit eher vernachlässigten Themen Individualisierung und Flexibilität entschieden und uns dabei immer mehr vom Komponenten- zum Systemlieferanten entwickelt. Unser Ziel war die Marktführerschaft in Industriezweigen wie Logistik, Flugzeugbau, Schienenfahrzeuge und Medizintechnik. Der Plan ist aufgegangen. Heute gehört Rollon zu den weltweit führenden Komplettanbietern für Lösungen im Bereich der Lineartechnik und wir blicken mit Stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Das Kernteam von damals ist übrigens immer noch an Bord. IMS-LINEARFÜHRUNGEN FÜR DEN SCHWERLASTBEREICH Auch die Produkte von Rollon sind modular. Sind die Rollon- Module und IMS-Module kombinierbar? Das ist eine spannende Frage. Bis dato gab es nur ein Entwederoder: belastbaren Stahl oder leichtes Alu. Wir sehen einen Vorteil in hybriden Systemen, also einer Kombination aus Stahlund Aluminium-Bauweise. Man könnte beispielsweise in Gantry-Systemen für die Achsen, die die Hauptlast tragen, Stahleinheiten einsetzen und für die weniger belasteten Achsen wie die Quer- und Z-Achse Aluminiumprofile. So ließe sich Gewicht reduzieren, infolgedessen könnte der Antrieb kleiner ausfallen, was wiederum den Energieverbrauch senkt. Das Ergebnis ist ein kosten- und energieeffizienzoptimiertes System. Die Verbindung von Rollon und IMS schafft diese Fähigkeit, solche Hybridlösungen anzubieten und dadurch auch nachhaltigere Lösungen für den Endkunden zu realisieren. Darüber hinaus können wir mit IMS unseren Operational Footprint ausbauen. In den USA waren wir bisher lediglich mit einem sogenannten Lokalisierungsstandort vertreten, an dem wir kundenspezifische Anpassungen vorgenommen haben. Dank IMS steht uns nun vor Ort ein Fertigungsstandort zur Verfügung. Dadurch können wir unsere Fertigungstiefe erhöhen, unsere Produktivität steigern und Marktanteile ausbauen. Rollon hat IMS übernommen, ist aber ja selbst Teil des Timken- Konzerns. Welche Rolle spielt Timken für Rollon? Ist der Mutterkonzern Ideengeber oder geht es darüber hinaus? Mit Timken haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir sind eine eigenständige Business Unit und können völlig selbständig agieren, auch was die Produktentwicklung und den Vertrieb betrifft. Timken greift in unser operatives Geschäft nicht ein. Und: Mit Timken haben wir eine Kraft im Rücken, die uns hilft, Die Linearmodule von IMS zeichnen sich durch eine hohe Tragfähigkeit aus und lassen sich problemlos in automatisierten Umgebungen in vielen Branchen einsetzen. Sie verfügen über einen modularen Aufbau für anwendungsspezifische Konfigurationen und sind für eine schnelle Montage ausgelegt. Weitere Merkmale sind eine solide Stahlkonstruktion sowie servogetriebene Zahnstangenund Ritzelantriebe für hohe Positioniergenauigkeit. Diese neuen Linearsysteme werden in den USA entwickelt und hergestellt und bieten hochwertige Lösungen mit kurzen Lieferzeiten für Nord- und Südamerika. www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2022/03 15
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