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antriebstechnik 9/2015

antriebstechnik 9/2015

GETRIEBE UND

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN I REPORTAGE Mit Dynamik in die Zukunft Ein mittelständisches Unternehmen zeigt, wie vielseitig der Getriebebau sein kann Alexandra Pisek Aus dem anfänglich 30 Mann starken Unternehmen Siebenhaar aus Nordhessen ist in den vergangenen 50 Jahren ein Antriebstechnik-Spezialist geworden, der an weltweiten Projekten beteiligt ist. Mit dem Schwerpunkt auf Getrieben realisierte das Unternehmen u. a. Windenstationen für eine Boomerang-Achterbahn und wird dieses Jahr Seilwinden für das größte Sandsaugschiff der Welt liefern. Alexandra Pisek M.A. ist Mitarbeiterin in der Redaktion Antriebstechnik Nordhessen bildet nicht nur den Mittelpunkt Deutschlands, sondern ist auch in Europa zentral gelegen. Ob Hamburg, Madrid oder Warschau − von Kassel, der größten Stadt der Region, sind alle Orte schnell erreicht. Für Unternehmen, die sich auf dem Weltmarkt stärker positionieren wollen, ist das ein Vorteil. So auch für Siebenhaar. In Hofgeismar, knapp 25 km nördlich von Kassel, ist die Firma seit ihrer Gründung vor 50 Jahren ansässig und gilt als Pionier bei der Einführung von Planetengetrieben in Seilwinden. „Wir sind zum einen Lieferant des Getriebes selbst, zum anderen aber auch von kompletten Seilwindenstationen mit Rahmen, Trommeln und Anbauteilen“, erläutert Jascha André Graefingholt, Prokurist und Leiter Vertrieb der Siebenhaar Antriebstechnik GmbH. Dadurch könne das Unternehmen ein breites Produktspektrum aufweisen und in den verschiedensten Märkten tätig sein. Mit den Anforderungen des Marktes gewachsen Begonnen hat alles mit dem Mobilkranbereich im Jahr 1965, als Dipl.-Ing. Ted Siebenhaar das Unternehmen gründete. Der Markt forderte kompakte Antriebslösungen für Mobilkrane und Siebenhaar lieferte die entsprechenden Produkte und Lösungen. Bis heute macht dieser Bereich als Kleinseriengeschäft knapp 50 % des Unternehmensumsatzes aus. 1986 wurde Siebenhaar an den Krupp- Konzern verkauft, drei Jahre später ging die Firma an den jetzigen Geschäftsführer Dr. Jamshid Yektai über. Die neue Entwicklung als unabhängiges Familienunternehmen mit anfangs rund 30 Mitarbeitern brachte eine kontinuierliche Erweiterung der Eigenfertigungstiefe mit sich. „Möglich wurde dies u. a. durch die Kooperation mit der Getriebetechnik Dessau GmbH, einer Tochter- und Partnerfirma von Siebenhaar, sodass wir nun auch größere Aufträge annehmen konnten“, so Graefingholt. Hierzu zählen neben der gesamten mechanischen Fertigung die Herstellung eigener Gussund Schmiedeteile sowie die Produktion von Stahlbaukomponenten. Windenstationen sorgen für Nervenkitzel bei 90 km/h Ein Meilenstein des Unternehmens wurde pünktlich zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi realisiert. Für eine Boome- 44 antriebstechnik 9/2015

01 Die Seilwinden in der Boomerang-Achterbahn sorgen dafür, dass die Fahrgäste sicher den Turm hoch- und wieder runtergefahren werden rang-Achterbahn im ersten großen und modernen Freizeitpark Russlands lieferte Siebenhaar eine Seilwinde der Baugröße 4 100 WH. Bei diesem Projekt wird jeweils ein Hubwerk eingesetzt, das mit Sicherheitsscheibenbremsen für insgesamt zwei Türme ausgestattet ist, um die Bahn nach oben zu ziehen. Anschließend werden die Fahrgäste aus dem freien Fall mit 90 km/h durch Loopings geschossen, um schlussendlich den nächsten Turm heraufgezogen zu werden. Bei den zwei Windenstationen handelt es sich um eine Sonderlösung, die in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt wurde. „Das war eine große Herausforderung, denn es müssen diverse Sicherheitsanforderungen erfüllt sein“, erklärt Graefingholt. Dies betrifft vor allem die Bremsanlage, an deren Konzeption auch das Unternehmen Stromag beteiligt war. „Zum einen muss die Bahn natürlich schnell genug fahren und zum anderen muss sie in einem Notfall genauso schnell wieder abbremsen können. Gleichzeitig darf der menschliche Körper nicht mit mehr als 5 g (g = 9,81 m/s2) beschleunigt werden, um innere Verletzungen zu vermeiden“, bemerkt Graefingholt. Seilwinden für das weltgrößte Sandsaugschiff Neben dem Mining-Bereich hat sich der Familienbetrieb in den vergangenen 10- 20 Jahren auch im Offshore-Bereich einen immer stärkeren Namen gemacht, u. a. mit