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antriebstechnik 8/2019

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SOFTSTARTER INTERVIEW 5

SOFTSTARTER INTERVIEW 5 FRAGEN AN TURKISH MACHINERY Für den türkischen Maschinenbau ist Deutschland Handelspartner Nummer 1. Dabei hat das Land in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt. Wir sprachen mit Herrn Karavelioglu, Vorsitzender des Verbandes der Türkischen Maschinenexporteure. Die positive Entwicklung der Produktivität der Türkei ist durchaus beeindruckend. In einem Zeitraum von 17 Jahren hat sich das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt mehr als verdreifacht – von 3 500 US-Dollar auf mehr als 10 500 US- Dollar. Der Maschinenbau – zweitgrößter Exportsektor der Türkei – konnte sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre verdoppeln. EXPORT IN 15 JAHREN VERZEHNFACHT Mit seiner rasanten Entwicklung und seinem Potenzial ist der türkische Maschinenbau ein Sektor, der seinen Anteil an der türkischen Wirtschaft sowie den Exporten steigern konnte. So waren die Wachstumsraten des türkischen Maschinenbaus in den letzten Jahren deutlich höher als die Wachstumsraten der türkischen Ge- samtwirtschaft und Industrie. In den letzten 15 Jahren hat sich der Export von Maschinen sogar verzehnfacht. Im Jahr 2018 lag der Anteil des türkischen Maschinenexports am Gesamtexport der Türkei bei 10,2 %. Ziel ist es, den Anteil bis zum Jahr 2023 zu verdoppeln. Etwa 60 % der Hauptabnehmer der Maschinen sitzen in der EU oder den USA. Dabei ist Deutschland die Nummer 1 mit einem Anteil von 14,2 %, gefolgt von den USA (7,4 %), England (5,8 %), Italien (5,0 %) und Frankreich (4,1 %). Insgesamt exportiert die Türkei in mehr als 200 Länder und steht beim weltweiten Maschinenexport mit einem Volumen von 168 Mrd. US-Dollar auf Platz 26 (Stand: 2018). Die Redaktion hatte im Rahmen der diesjährigen Hannover Messe die Gelegenheit zu einem Interview mit Herrn Kutlu Karavelioglu, Vorsitzender des Verbandes der Türkischen Maschinenexporteure, (Machinery Exporters Union; MAIB). 01 02 22 antriebstechnik 2019/08 www.antriebstechnik.de

SOFTSTARTER Herr Karavelioglu, Können Sie uns einen kurzen Überblick über Ihren Verband geben. Welche Unternehmen vertreten Sie? Als Machinery Exporters Union repräsentieren wir mehr als 14 000 produzierende Unternehmen, die ihre Produkte exportieren. Unsere primäre Aufgabe ist es, die Industriebereiche und deren Produkte im Ausland zu promoten und die Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte beratend zu begleiten. Das beinhaltet etwa Fortbildungsangebote in Bezug auf ausländische Märkte, Hilfe bei bürokratischen Hürden und Zollformalitäten oder die Teilnahme an Messen. Darüber hinaus ist es unsere Aufgabe, sowohl Investoren als auch Anwender von der Qualität und Wettbewerbsfähigkeit unserer Industriebereiche zu überzeugen. Die Zulieferer und Maschinenbauer exportieren jährlich Waren im Wert von 18 Mrd. US-Dollar, was mehr als zehn Prozent des gesamten Exportaufkommens der Türkei entspricht. 03 Mit welchen Aktivitäten setzen Sie diese Ziele um? Wir nehmen pro Jahr an rund 25 Messen im Ausland teil, fast die Hälfte davon in Deutschland. Wir betrachten die Messen als Einstiegsmöglichkeit beziehungsweise als Zugang zu den jeweiligen Märkten. Dabei haben die deutschen Messen für uns einen sehr hohen Stellenwert, weil sich hier alle Investoren und Maschinenkäufer zusammen finden. Wir treffen hier die meisten Kunden, Zulieferer als auch Mitbewerber und könnten es uns gar nicht leisten, hier nicht dabei zu sein. Darüber hinaus nehmen wir natürlich auch an Konferenzen teil. Wir sind das Sprachrohr des türkischen Maschinenbausektors und erzählen unsere Erfolgsgeschichten, berichten über unsere Fähigkeiten und zeigen zudem die Möglichkeiten auf, die wir unseren Nutzern und Partnern anbieten können. Wir legen großen Wert auf die Intensivierung von Beziehungen. Welche Bedeutung haben die deutsche Industrie und der deutsche Maschinenbau für Ihre Mitgliedsunternehmen? Wir pflegen bereits sehr lange eine besondere Beziehung zu Deutschland – auch auf industrieller Basis. Die türkische Industrie hat eine lange Vergangenheit. Die größten Investoren sind bei uns die deutschen Unternehmen. Wir haben ein Beachtliches deutsches Kapital in der Türkei, dass sehr erfolgreich im Maschinenbau investiert wurde. Hier reden wir von großen Unternehmen wie Siemens, ABB oder Bosch Rexroth, die ihre Technologien einbringen. Wir sind sehr glücklich über die Mitgliedschaft dieser Unternehmen in unserem Verband, weil sie uns den Rücken stärken. Und doch brauchen wir in der Türkei noch mehr deutsche Investitionen. Seit Jahrzehnten sind wir mit deutschen Verbänden und Institutionen (Nichtregierungsorganisationen) in Kontakt, zum Beispiel VDMA, Fraunhofer Gesellschaft, OWL und Robotation Academy. Es sind die Schritte zur neuen Ära der vierten Industriellen Revolution. Wir haben eine große Verantwortlichkeit im türkischen Maschinenbau, die Industrie zu digitalisieren. Wir vertrauen auf das Verhältnis zu den deutschen Instituten und teilen die Erfahrungen in unsere Märkte, um die Bedürfnisse unserer Maschinenbauer, Hersteller und Anwender zu erfüllen. Was sind die herausragenden Stärken Ihrer Mitgliedsunternehmen? Der türkische Maschinenbau erzielt beträchtliche Erfolge, wie es sie auf der Welt kein zweites mal gibt. Seit unser Verband im Jahr 2002 gegründet wurde, haben wir unseren Export im Schnitt jedes Jahr um 15 Prozent steigern können, in den 17 Jahren also auf das Zehnfache. Diese enorme Steigerung lässt sich auch auf den ansteigenden Technologielevel und verbesserte Qualität zurückführen. Jedes Jahr konnten wir so den Anteil hochtechnologischer Maschinen steigern. Die EU und insbesondere Deutschland ist für uns das Tor zum weltweiten Maschinenmarkt. Die Türkei ist dabei eine Produktionsbasis für viele deutsche Unternehmen. 04 Welche Bedeutung hat die elektrische Antriebstechnik und welche Entwicklungen sehen Sie in diesem Bereich? Elektrische Antriebe ist ein Bereich, bei dem wir mehr Investitionen benötigen. Wir haben Asynchronmotoren bis zu 500 Watt, aber wir haben keine Produktion von Mittelspannungs- und Hochspannungsmotoren. Bei großen Projekten – etwa in der Zement- oder Öl- und Gasindustrie – sind wir deshalb von globalen Unternehmen beziehungsweise den Motoren von Mitbewerbern abhängig. Deshalb benötigen wir ausländische Investoren oder Kooperationen mit türkischen Motorenherstellern. Hierfür müssen jedoch seitens der Regierung die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Fotos: Aufmacher: Redaktion WORLD OF INDUSTRIES; sonst.: Turkish Machinery (Quelle: TurkStat-Türkisches statistisches Institut) www.turkischemaschinen.com 01 Gesamtexport und -import der Türkei 02 Maschinenexport der Türkei 03 Produktgruppen im Maschinenexport der Türkei 04 Hauptländer im Maschinenexport der Türkei VIDEO Das komplette Video-Interview sehen Sie unter folgendem Link: www.antriebstechnik.de/tm19 www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2019/08 23