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antriebstechnik 8/2019

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SOFTSTARTER 04 02 03 02

SOFTSTARTER 04 02 03 02 Auf dem Portal lassen sich Knickarm-Roboter, … 03 Delta-Roboter, … 04 ... sowie Portallösungen konfigurieren und bestellen integrieren? Können Sie mir den Greifer liefern? Welche Pneumatik kann ich verwenden?‘ In diesen Momenten hätte ich mir die Spezialisten der entsprechenden Hersteller gerne herbeigewünscht, damit sie diese Detailfragen beantworten können. Wir hatten auf der Hannover Messe 2018 dann eine große Zahl an Beispielapplikationen für unsere Roboterkinematiken präsentiert, gemeinsam mit einigen dieser Anbieter von Zusatzkomponenten, die sich inzwischen auch auf RBTX finden lassen. Das hat ebenfalls ein sehr positives Echo hervorgerufen. Doch wir, also Igus und die entsprechenden Partner, dachten uns, es wäre doch toll, wenn man dem Kunden jetzt nicht nur diese Beispiele zeigen könnten, sondern noch weiterführend im Entscheidungsprozess unterstützen könnte. Wir waren uns dann recht schnell einig, dass dies eigentlich online geschehen müsste, auf einer offenen Plattform. Das war allerdings erst wenige Wochen vor der diesjährigen Hannover Messe. Batz: Wir präsentierten die Idee unternehmensintern, und sie wurde mit Begeisterung aufgenommen. Ich wurde von Herrn Blase (CEO von Igus, Anm. der Red.) gefragt, ob ich diese Idee bis zur Hannover Messe umsetzten könnte. Ich sagte, das muss ich erst analysieren. Dafür brauche ich fünf Tage und ein Team. Daraufhin bekam ich fünf Tage und ein Team. Wir kamen zur Erkenntnis, dass es machbar sei. Und so nahm RBTX seinen Lauf. Igus ist primär nicht als Software-Unternehmen bekannt. Woher kam die Expertise auf diesem Gebiet? Wie konnten Sie diese kurzfristige Deadline halten? Batz: Wir unterstützen unsere Kunden bei Igus seit Jahren mit Online-Konfiguratoren, zum Beispiel bei der Auswahl des richtigen Gleitlagers. Dementsprechend haben wir eine eigene Software- und Programmierungsabteilung. Wir haben also das Software-Know-how im Haus, die Expertise in Sachen Robotik und Automatisierung sowieso. So war es uns möglich, ein interdiszi plinäres Team aufzustellen, das sowohl hinsichtlich Hardware als auch Software bestens vorbereitet war. Nichtsdestotrotz war es ein Kraftakt, der mit der ein oder anderen Nachtschicht einherging. Aber wir sind von der Idee überzeugt, und insofern liefert uns diese Vision „RBTX“ die notwendige Motivation, um auch ein solch kurzfristiges Projekt zu stemmen. Niermann: Zudem haben wir einen sehr agilen Ansatz gewählt, mit dem es uns möglich war, schnell zu vorzeigbaren Ergebnissen zu kommen. Aber ich glaube auch, dass dieses Hand-in-Hand- Arbeiten der verschiedenen Abteilungen in dieser Frühphase entscheidend war. Von der IT-Abteilung über die Produktspezialisten bis zum Vertrieb haben sich alle gegenseitig unterstützt. Durch den offenen und transparenten Austausch sowie die Tat sache, dass wir die gesamte Kompetenz in-house verfügbar haben, war es uns möglich, innerhalb kürzester Zeit eine erste Version von RBTX zu entwickeln. Wie lief der Entwicklungsprozess ab? Wie haben Sie die Partnerunternehmen partizipieren lassen? Batz: Zunächst einmal: Die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir arbeiten ständig an Verbesserungen des Portals. Wir bauen auf einem Wizard-Modell auf, welches dem Kunden aus der privaten Nutzung solcher Online-Konfiguratoren, zum Beispiel aus der Automobilbranche, bekannt ist. Er erhält Vorschläge, welche Komponente er hinzufügen könnte. Produkte, die mit seiner Konfiguration nicht kompatibel sind, kann man sich ausblenden lassen. Gerade hinsichtlich des Check-Outs, also des Warenkorbs und der letztlichen Bestellung sind wir aktuell noch im stetigen Optimierungsprozess. In der Frühphase haben wir ausgewählte Partner miteinbezogen, um auch ein Feedback aus der Sicht der Partner zu erhalten. Vor der Hannover Messe haben wir zudem alle Partner mit der Plattform vertraut machen. Das war ebenfalls eine große Anstrengung, die sich aber auf jeden Fall bezahlt gemacht hat. Denn auch unsere Partner waren vom Design und der Umsetzung begeistert. Woher bekommen Sie den Input für die Optimierungen? Batz: Einerseits beobachten wir natürlich das Nutzerverhalten der Portalbesucher und leiten daraus Schlüsse für das Design ab. Wir bauen die Plattform dann entsprechend um, und beobachten, ob sich die Nutzbarkeit verbessert hat. Andererseits bitten wir bei der Bestellung darum, Kontaktdaten anzugeben. Wir rufen dann diejenigen an, die eine Roboterkonfiguration gekauft haben, und fragen konkret nach, was wir ver bessern können. Wir sind im Moment noch im Lernprozess: 18 antriebstechnik 2019/08 www.antriebstechnik.de

Was möchte der Kunde überhaupt? Wie können wir seinen Bedürfnissen noch gerechter werden? Bislang ist die Liste der Anbieter auf dem Portal recht kurz. Soll das so bleiben? Niermann: Nein, natürlich nicht. Wir sind natürlich sehr aktiv in der Akquise neuer Partner. Das Projekt steht und fällt mit der Attraktivität des Angebots. Und je mehr Partner wir für RBTX gewinnen können, umso attraktiver wird es für den Kunden. Die Offenheit und Flexibilität der Plattform sind das A und O. Wir gehen davon aus, dass wir in Kürze weitere Partner präsen tieren können. cyber motor Industrietaugliches Kleinservoantriebssystem Auf dem Portal lässt sich ein fertig konfigurierter Roboter-Bausatz zusammenstellen. Wie kann der Kunde diesen in seine Fertigung integrieren? Niermann: Wir sind im Moment im Gespräch mit Integratoren. Denn es stimmt, die Integration ist ein wichtiger Bestandteil des Angebots. Aktuell erhält der Kunde einen Bausatz, der durch den Kompatibilitätscheck gelaufen ist. Den kann er sich zusammenbauen, aber diesen in die Fertigung zu integrieren, ist die deutlich schwerere Aufgabe. Unsere Vision des Komplettangebots sieht auch vor, dass dem Kunde diese Aufgabe ebenfalls von uns beziehungsweise unseren Integratoren abgenommen wird. Meine Wunschvorstellung wäre, dass man lokale Integratoren auf der Plattform findet. Ist es denkbar, dass künftig auch weitere Anbieter ihre Roboterarme auf RBTX anbieten dürfen? Oder ist der Shop hinsichtlich Robotik Igus-exklusiv? Niermann: Nein, die Plattform funktioniert nur, wenn sie offen ist. Wir haben keine Restriktionen für Zubehör und auch nicht für die angebotenen Roboter. Theoretisch könnten sich auch irgendwann große Roboterarme dort finden, aber das ist eigentlich nicht der Ansatz. Wir versuchen, für jede Anwendung die günstigste Lösung zu finden. Natürlich geht es dabei hauptsächlich um Low-Cost-Automatisierung. Aber prinzipiell schließen wir niemanden aus, weder groß noch klein. Was wünschen Sie sich für RBTX? Niermann: Ich wünsche mir eine Plattform, die es unseren Kunden leichter macht, sich für Low-Cost-Automatisierungs lösungen zu entscheiden. Ich verstehe jeden der zunächst Zweifel an einer sehr günstigen Industrieroboterlösung hat. Ich würde mir wünschen, dass wir auf der Seite eine Vielzahl an Referenzprojekten aufzeigen können, die diese Zweifel abbauen und Vertrauen schaffen. Batz: Für mich wäre es ein Erfolg, wenn das Schwungrad Angebot-Nachfrage ins Laufen kommt. Denn das ist die größte Herausforderung für jede neue Plattform. Wenn dort etwas in Bewegung kommt, dann kann man sehr schnell wachsen, wie man an prominenten Beispielen beobachten konnte. Das wäre mein Wunsch. Fotos: Aufmacher, 01 und 04: Redaktion antriebstechnik; sonst.: Igus GmbH www.rbtx.com www.igus.de 4 4 34 47 Leistungsklassen 5Feldbussschnittstellen 2Schutzarten Ausführungen Geberschnittstellen Baugrößen 4Spindeltriebe7Getriebeübersetzungen ZU DEN PERSONEN Christan Batz, Head of digITal, verantwortet die digitalen Aktivitäten des Motion Plastics Spezialisten Igus sowohl national als international. In seinen Tätigkeitsbereich fallen digitale Geschäftsmodelle wie auch Geschäftsfeldentwicklung, Online Marketing, IT und Change Management im Umfeld von Industrie 4.0. Batz gründete 1999 den Content Management Software Anbieter Imperia AG und leitete das Unternehmen bis zu seinem Wechsel als Geschäftsführer des Internet of Things Startup Rocket Home. 2015 stieg er bei Igus ein. Dipl.-Wirt.-Ing. Stefan Niermann hat Maschinenbau und Betriebswirtschaft an der UNI/GH Paderborn studiert. Seit 1997 arbeitet er bei Igus. Dort begann er zunächst im Vertrieb und wurde dann Produktmanager für Drylin Lineartechnik. Heute ist er Geschäftsleiter der Bereiche: Lineartechnik, Antriebstechnik, Gewindetechnik, Getriebetechnik und Automatisierungstechnik. mehr als 12.000 Konfigurationen WITTENSTEIN – eins sein mit der Zukunft www.wittenstein-cyber-motor.de