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antriebstechnik 6/2019

antriebstechnik 6/2019

WIE MAN DEM COBOT BEINE

WIE MAN DEM COBOT BEINE MACHT Mit den modularen Cobot-Anwendungen Lift- und Slidekit erweitert SKF Motion Technologies den Arbeitsbereich der kollaborativen Roboter des Herstellers Universal Robots (UR) um ein Siebenfaches. Das Fachpublikum konnte sich in der Mainzer Opel Arena selbst ein Bild vom modularen Konzept verschaffen. Wir sprachen mit Maximilian Hanekopf über die Idee hinter der Neuentwicklung. Seit vielen Jahren arbeitet SKF Motion Technologies an individuellen Lösungen für die Cobotic und der damit einhergehenden Industrie 4.0. Entstanden ist ein ebenso breites wie leistungsfähiges Portfolio an hochwertigen, kombinierbaren Aktuatoren und Hubsystemen. Universal Robots veranstaltete im Mai eine Roadshow durch sechs Bundesligastadien in den Ballungszentren Deutschlands. Unter dem Motto „extend robots reach“ präsentierte SKF dort als UR+ Partner mit Lift- und Slidekit zwei dieser individuellen Linearachssysteme, mit denen sich die Arbeitsbereiche der Cobots erweitern lassen. Antriebstechnik sprach mit Maximilian Hanekopf, Application Engineer bei SKF Motion Technologies und somit immer ganz nah an der Anwendung. Im Gespräch verrät er uns, wie es zur Entwicklung des Lift- und Slidekit kam und welche Rolle Cobots für SKF Motion Technologies unternehmensstrategisch spielen. Das Interview führte Peter Becker, Redaktion antriebstechnik Herr Hanekopf, wie entstand die Idee zur vorgestellten Lösung für Cobots? Welche Kundenanforderungen wurden an Sie herangetragen? Die Idee, das Lift- und Slidekit zu entwickeln, entstand aus einem Kundenprojekt. Einer unserer Kunden suchte nach einer Huberweiterung für seine Palettiersysteme mit UR Cobots. Wir haben das Potenzial des Systems erkannt und aus der individuellen Kundenanforderung eine Standardlösung entwickelt, die es allen Nutzern von Cobots ermöglicht, mit unserem Plug-and-Play-System schnell und unkompliziert den Arbeitsbereich ihrer Cobots zu erweitern. Das Ziel ist es, den Einsatzbereich des im Vergleich zu unserem System relativ kostspieligen Cobots wirtschaftlich zu vergrößern. Mit unserem Lift- und Slidekit können wir die Reichweite des Roboterarms um das Siebenfache erweitern und bieten somit eine Alternative zum Einsatz eines größeren Roboters. Das Slidekit kann aktuell 1,80 Meter verfahren, das Liftkit hebt die Plattform des Cobot auf eine Höhe von 90 Zentimeter. In Sonderfällen haben wir aber bereits größere Hübe realisiert. Welche Vorteile hat der Betreiber, abgesehen von der räumlichen Erweiterung des Einsatzbereichs? Das Liftkit und Slidekit sind Plug-and-Play-Systeme inklusive aller notwendigen mechanischen und elektrischen Schnittstellen zum Roboter. Sie ermöglichen es dem Anwender, das System nach einer nur kurzen Setup-Zeit zu betreiben. Ein Mittelständler, der 32 antriebstechnik 2019/06 www.antriebstechnik.de

LINEARTECHNIK zwei oder drei Zellen mit kollaborativen Robotern einrichtet, kann durch das Lift- und Slidekit ohne Entwicklungsaufwand sofort produktiv werden. Welche Zielanwendungen hat SKF Motion Technologies für das System ins Auge gefasst? Wie bereits angedeutet: die erste Anwendung wurde im Palettier- Bereich „geboren“. Weiterhin haben wir auch bereits Cobots als Deckensysteme im Automotive-Bereich im Einsatz. Dies hat sich nun weiterentwickelt. Meist sehen wir unser System in Palettieranwendungen, da dort häufig Cobots eingesetzt werden, um einfache und monotone Aufgaben zu übernehmen. Gerade durch das Liftkit können auf diese Weise Paletten höher gestapelt werden. Hier reden wir von Stapelhöhen von bis zu zwei Metern, an Stellen an denen vorher 1,20 Meter das Limit waren. Das Slidekit wird zum einen als Ergänzung in dieser Anwendung als auch in der Werkstückbestückung eingesetzt, um Werkstücke von einer Station zur nächsten zu transportieren. Dort können wir aufwändige Förderbandlösungen ersetzen. Welche Rolle spielt der Cobot-Markt für SKF Motion Technologies? Wir sehen die Automatisierungstechnik als einen unserer Kernmärkte. Und wenn der Cobot in der Automatisierung DAS neue Thema, das „Hype“-Produkt ist, dann sind wir als SKF Motion Technologies da, um den Einsatz der Cobots mit unseren Produkten optimieren zu können. Unser Status als UR+ Partner hilft uns hierbei enorm. Wir erhalten Know-how in und Kontakte zu einer Branche, die wir bis dato noch nicht umfassend erschlossen hatten. Und UR erhält von uns eine Lösung, die die Cobots zu neuen Aufgaben befähigt. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Vom Cobot-Markt abgesehen sind wir mit unseren Produkten, von der Servoaktuatorik bis zum Linearführungssystem, natürlich auch in allen anderen Automatisierungsanwendungen vertreten. Wie entstehen neue Produkte bei SKF Motion Technologies? Wie sieht das Innovationsmanagement aus? Innovationen werden zum einen intern, als auch von unseren sehr innovativen Kunden angestoßen. Diese treten mit ihren Ideen an uns heran und wir entwickeln Produkte, die diese Innovationen umsetzen. Wir lassen uns als Zulieferer der Integratoren auch häufig von denselben inspirieren. Unsere Arbeit ist stark projektbezogen und auf Kundenwünsche adaptiert. Wenn wir dann weiterhin, wie im Fall der Cobots, großes Potenzial für den Markt erkennen, werden Standardlösungen generiert, um sie einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen. Zusammenfassend: Wir arbeiten sehr nah am Kunden. Wir versuchen mit unserer starken technischen Beratung immer die Lösung zu finden, die genau so viel kann wie nötig. Darauf können sich unsere Kunden verlassen. Wir bieten immer die technisch sinnvollste Lösung. Wichtig zu wissen ist, dass wir über unsere technische Anwendungsberatung viele Dinge realisieren können, um den Kundenwünschen gerecht zu werden, auch wenn man diese nicht im Katalog findet. Noch zwei allgemeinere Fragen: SKF Motion Technologies agiert seit einigen Monaten losgelöst von SKF. Was bedeutet dieser Umstand für die Kunden? Für unsere Kunden und für den Markt ändert sich nur der Name. Ansonsten bleiben alle Ansprechpartner, Verkaufsprozesse sowie Theorie und Praxis: Rendering des Lift- und Slidekit sowie ein „realer“ Blick von oben am Demonstrator Produkte gleich. SKF Motion Technologies agiert weltweit, sodass wir auch damit global für unsere Kunden verfügbar sind. Wir sind beim neuen Eigentümer Kerngeschäft, was für uns ein großer Vorteil gerade hinsichtlich strategischer Entscheidungen ist. Natürlich gibt es auch Neues – beispielsweise sind wir seit Herbst vergangenen Jahres auf unserer eigenen Webseite direkt erreichbar. Alle Informationen zu unseren Lösungen der Lineartechnik sind dort unkompliziert zu finden. Durch die Eigenständigkeit erhoffen wir uns, dass wir flexibler und schneller agieren können, gerade in Bezug auf Marktanforderungen. Auch strategische Entscheidungen können in der aktuellen und künftigen Unternehmensform unabhängiger getroffen werden. Industrie 4.0 ist nach wie vor das Megathema im Maschinenbau. Wie passen die Lösungen von SKF Motion Technologies zu I40? Die Achsen sind systemisch in I40-Anlagen integrierbar. Wir arbeiten immer mit der Möglichkeit ein Feedback aus dem Antrieb zu erhalten. Sie können also Zustände abfragen, sind also Analyse- bzw. Condition-Monitoring-ready. Zudem lassen sich die Anlagen nutzerfreundlich über die Software optimieren. Unsere Produkte und Systeme sind kompatibel zu den Anforderungen von Industrie-4.0-Lösungen. Fotos: SKF Motion Technologies www.skfmotiontechnologies.com www.antriebstechnik.de antriebstechnik 2019/06 33