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antriebstechnik 6/2019

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SOFTSTARTER auch lokal

SOFTSTARTER auch lokal auf Maschinen und Ge räte bringen, wenn keine permanente Internetverbindung gewünscht oder möglich ist. WER DOMINIERT WO IM INTERNATIONALEN WETTBEWERB? Dass Digitalisierung rund um den Globus den Wettbewerb anheizt, nicht nur aber vor allem bei Industrieländern, ist für Deutschland als Exportnation Herausforderung und Chance zugleich. Dennoch – China und die USA sind mächtige Player. Wer die „Besten der Besten“ rekrutiert, hat immense Vorteile. Übereinstimmend die Gesprächsteilnehmer: Das Domänenwissen, das in Deutschland vorhanden ist, sei der Kern zum Erfolg. Bedeutsam sei das Wissen rund um die Maschine: Mechatronik, Präzision und Energie effizienz sowie die industrielle Maschinensicherheit, wo Deutschland weltweit Standards setzt. Deutschland könne künftig noch stärker Technologie exportieren. In nicht wenigen Industriebereichen degradiert die Software teilweise die Hardware. Software steht aber noch stärker im internationalen Wettbewerb. Geht es um Maschinen, die Losgröße 1 effizient realisieren, dann kann Deutschland punkten. Dies würde dafür sorgen, dass weniger Massenfertigung in China gefragt ist, sondern individuelle Produkte am Ort der Nachfrage – bei schneller Lieferung. Da neben gehe es beim Brand „Industrie 4.0“ auch um die Zusammenarbeit zwischen Regierung, Forschung und Industrie. Statt Blaupausen sollen vermehrt wettbewerbsfähige Lösungen exportiert werden. Es gelte, sich mit der realen Welt auseinanderzusetzen und sich nicht jahrelang in Arbeitskreisen und Standardisierungsgremien zu vergraben. Gerade Softwarehäuser betonen: Im Wettbewerb stehen „Digital Natives gegen Manufacturing Natives“. Während in Deutschland die Digitalisierung folgt und in der Fertigung stark ist, sei es in den USA umgekehrt. Japan und China würden derzeit als Fast Follower wahrgenommen. Zustimmung der Automatisierer: „Deutschland und Amerika schaukeln sich gegenseitig hoch und China beobachtet das Ganze, kopiert es, und führt es zielführend zusammen“. Generell scheinen Kunden aus asiatischen Ländern mutiger zu agieren, ob beim Mindset oder in einen Vor-Invest zu gehen. Gesamtanbieter heben hervor, dass Deutschland im B2B-Bereich eine gute Basis besitzt, um den internationalen Wettbewerb zu dominieren, nachdem die USA den B2C-Wettbewerb klar für sich entscheiden konnten. Aber nur bei geänderter Denkweise – deutsche Firmen müssten noch stärker über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg kooperieren. Auch die Kundenbedürfnisse müssten besser verstanden werden, um gemeinsam Problemlösungen zu entwickeln. Mit anderen Worten: Die Erfolgsrezepte von heute, die die letzten zwanzig Jahre gegolten haben, müssen nicht jene der Zukunft sein. WER SIND DIE NEUEN PLAYER BEI SOFTWARE? Bei aller Gemeinsamkeit bleibt „die Angst der Zulieferer, dass große IT-Konzerne in der digitalisierten Welt sich als Datenkraken zwischen Zulieferindustrie und deren Kunden setzen und ihnen künftig das Geschäft vermiesen“, wie der Moderator ausführt. Die angesprochenen Softwarehäuser widersprechen, sie verstünden sich als Datentreuhändler. Nicht maschinennahe Daten, sondern Datensätze wie „Meine Maschinenflotte hat im letzten Monat folgende Leistung generiert“ seien in anonymisierter Form von Interesse. Hieraus ließen sich über Kunden- und Maschinenherstellergrenzen hinweg neue Erkenntnisse ableiten. Der Unterscheidung zwischen Maschinen- und Unternehmensdaten stimmen Komponentenhersteller zu. Auch seien bei Applikationen wie ERP und MES die Daten bei den „Software-Giganten“ gut aufgehoben. Komplettanbieter ergänzen: Wenn dem Maschinenbauer zunehmend Mehrwertdienste angeboten werden, gelte es zu diskutieren, wie ein „fair share“ entsteht. Konkurrenz der Softwarehäuser seien vorrangig die Automatisierer – danach kämen die Maschinenbauer. Softwarehäuser „kommen von oben, von der Geschäftsebene, und enden auf der OPC-UA-Schnittstellen-Ebene“. WEM GEHÖREN DIE DATEN? Dazu die Softwareseite: „Die Daten gehören dem, der sie erzeugt, außer es ist vertraglich anders geregelt.“ Umstritten ist die Trennung zwischen Zustandsdaten der Maschine und Prozessdaten, die das 14 antriebstechnik 2019/06 www.antriebstechnik.de

ureigene Domänenwissen des Betreibers beinhalten. Gleiches gelte für die Datenspeicherung. Dies sei eine Frage von Partnerschaft und Vertrauen; aktuell gäbe es im Multi-Stakeholder-Modell aber noch keinen Ansatz, wie dieser Konflikt zu lösen wäre. Ob dies Nutzergremien klären sollen, sei fraglich. Auch ob zwischen Roh daten und „Smart Data“, also vorverarbeiteten Daten, unterschieden werden muss, ist umstritten. Denn Rohdaten seien genauso heikel wie andere, aus diesen ließe sich eine 1:1-Kopie der Fertigung ableiten. Anwender sehen diese Diskussion weniger hitzig. Sie stören sich daran, dass Firmen ihnen sagen, wie sie ihre Maschine verbessern können. Ihre Kunden wollen Lösungen für praktische Probleme, wie etwa Wartung organisiert oder Condition Monitoring implementiert wird. Bei diesen Angeboten sei der Kunde gerne bereit, seine Daten herauszugeben. Dazu ein Automatisierer: „Man muss den Nutzen finden, der groß genug ist, dass er sich für beide Seiten lohnt.“ Dem stimmen Softwarehäuser zu. Dennoch bleibe die Kernfrage: „Ab wann weiß ich, dass Google, Microsoft, SAP, Amazon meine Daten in meinem Sinne nutzt und nicht gerade ein eigenes Geschäft mit diesen Daten eröffnet?“ Und bei zunehmender Nutzung steige die Abhängigkeit und umso größer werde das Risiko, dass diese irgendwann mit den Daten Geld verdienen. Die anwesenden Softwareunternehmen meinen, das sei Frage des Vertrages und wehren sich gegen die Gleichsetzung von Amazon, Facebook und SAP oder Microsoft. Es bräuchte individualisierte Angebote, basierend auf Standardtechnologien. Der Mehrwert kann dabei für jedes Unternehmen unterschiedlich sein. Softwareanbieter sehen durchaus die Gefahr, dass z. B. Google mit Analytics ins Service-Geschäft für die Industrie ein steigen will. Es gelte vorab zu klären „mit wem mache ich welche Geschäfte auf welcher Vertragsbasis.“ Der Anwenderwunsch nach einer einzigen Plattform wird nicht geteilt, aber künftig werde es dennoch nur wenige große Industrieplattformen geben. Der Markt werde sich konsolidieren. RESÜMEE Die Diskutanten ziehen ein Fazit zu den 1. Mainzer Expertengespräche Technologie: „Es braucht den Mut, einfach mal Dinge zu machen. Weniger diskutieren, mehr Referenzprojekte schaffen.“ Wichtig sei es, Projekte umzusetzen, die den Kunden wirklichen Mehrwert und gleichzeitig Investitionssicherheit bieten. Auch können die Großen den Mittelstand mitziehen und als deutsche Industrie voranschreiten. Es solle nicht irgendwann heißen „Deutschland ist der Erfinder der Industrie 4.0, heute ist es ein Technik-Museum“. Kurz – bei der Cloud-Kommunikation sollten alle die Schwierigkeiten mit inkompatiblen Insellösungen gar nicht erst aufkommen lassen. Es gelte künftig an den Use Cases zu arbeiten, und so herstellerunabhängig zu Standards kommen. [EINFACHSTANDA [RESSOURCENSCHO RDZUVERLÄSSIG NENDNACHHALTIG ] was man kaum sieht DER BRECObasic Beste Zahnriemenqualität aus Porta Westfalica, verbaut in Ihrer Anlage. Das ist Bewegung.