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antriebstechnik 10/2018

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Das Gesamtsystem

Das Gesamtsystem entscheidet One-Stop-Visualisierung optimiert Leistung im digitalen Antriebsstrang „ABB Ability Condition Monitoring for powertrains“ ermöglicht dem Anwender volle Transparenz bei allen Parametern zur digitalen Optimierung eines elektrischen Antriebsstrangs. Die Lösung basiert auf Konnektivität, maschinellem Lernen sowie der Datenanalyse. Heikki Vepsäläinen und Morten Wierod von ABB erläutern im Gespräch mit Chefredakteur Dirk Schaar Möglichkeiten, die Leistung von Industrieanlagen mit einem integrierten Ansatz zu bewerten, zu managen und sicherzustellen. Mit ABB Ability Digital Powertrain bietet ABB jetzt digitale Lösungen und Services für den gesamten elektrischen Antriebsstrang. Was ist das Innovative und Besondere daran? Heikki Vepsäläinen: Wir betrachten heute die einzelnen Komponenten einer Anlage nicht mehr voneinander losgelöst, sondern den Antriebsstrang als ein Gesamtsystem. Das schafft Mehrwert beim Kunden, der Verfügbarkeit und Effizienz verlangt. Um ein Beispiel zu nennen: Einer unserer Kunden betreibt 14 000 Elektromotoren. Er hat natürlich sehr großes Interesse daran, den gesamten Antriebsstrang zu optimieren. Mit unserer Lösung erhält er nun einen Nachweis zu Amortisationszeit und Energieeffizienz der einzelnen Bestandteile seiner Anlagen. Morten Wierod: Viele Anbieter auf dem Markt betrachten immer noch den Motor und den Antrieb separat, und nicht den Wirkungsgrad des gesamten Antriebsstrangs. Hier unterscheiden wir uns deutlich mit unserem Angebot: Wir gehen mit ABB Ability einen Schritt weiter. Welche Vorteile bietet das neue ABB Ability Condition Monitoring-Angebot den Anwendern? vorher. Die Entwicklungen in einer Anlage lassen sich über die Zeit verfolgen. Bevor die Daten erhoben wurden, hat der Kunde den Durchfluss einer Pumpe oder eines Ventilator unmittelbar gesehen und irgendwann festgestellt, dass die Leistung im Lauf der Zeit sinkt und sich verschlechtert. Heute können wir vorhersagen, auch wenn die Maschine noch mit voller Geschwindigkeit läuft, dass in Kürze ein Problem oder ein Fehler auftreten könnte. Dementsprechend können wir die Wartung planen. Das bedeutet, dass sich die ungeplanten Ausfallzeiten reduzieren. Welche Rolle kommt smarten Komponenten wie Motoren, Frequenzumrichter, Lager und Pumpen in einem digitalen Antriebsstrang zu? Morten Wierod: Die Kunden schätzen es, den Status und Zustand des Gerätes jederzeit zu kennen und den Fehler nicht erst zu sehen, wenn er auftritt, sondern schon 01 Bei Bedarf können Details der einzelnen Komponenten visualisiert werden 40 antriebstechnik 10/2018

INTERVIEW I STEUERN UND AUTOMATISIEREN Chefredakteur Dirk Schaar (rechts) sprach mit Heikki Vepsäläinen (Mitte) und Morten Wierod über das neue ABB Ability Condition Monitoring for powertrains Heikki Vepsäläinen: Jede intelligente Komponente hat eine andere Rolle, je nachdem, für welche Funktionalität sie entwickelt wurde. Ein intelligenter Sensor hat eine andere Rolle als ein intelligentes Lager. Gemeinsam ist aber allen, dass es einheitliche Gateways, einheitliche Konnektivität und den gesamten Antriebsstrang auf einen Blick gibt. Natürlich beginnt alles mit der Datenqualität, der Datenanalyse, den Cloud-Services und der Schnittstelle zum Kunden. Und natürlich müssen Sensoren die Quelle einer sicheren Datenqualität sein. Im Normalfall benötigen wir einen Sensor für den Motor und einen für das intelligente Lager. Sie sind verknüpft mit allen Daten der Antriebe und der daraus abgeleiteten Analysen. Wenn wir zum Beispiel einen Fördergurt mit Riemenscheiben haben und an jedem Ende der Riemenscheibe ein Lager angebracht ist, dann benötigen wir auch an beiden Enden einen Sensor. Der ABB Ability Smart Sensor hatte vor zwei Jahren auf der Hannover Messe seine weltweite Premiere. Wie bewährt er sich im Feld? Heikki Vepsäläinen: Da seit der Markteinführung Tausende von Geräten verkauft und ausgeliefert wurden, sehen wir einen steigenden Bedarf und uns auf dem richtigen Weg. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, mit dem Antriebsstrang zu starten und für den Kunden weiteren Mehrwert zu schaffen, indem wir beispielsweise neue Funktionen und ein erweitertes Serviceangebot bieten. Wo sehen die Anwender konkret seine größten Vorteile? Heikki Vepsäläinen: Verschiedene Anwender haben natürlich verschiedene Anforderungen. Der Endnutzer erwartet zum Beispiel Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Wartbarkeit und Sicherheit. Das sind auch die vier wichtigsten Leistungsindikatoren für die intelligenten Sensoren. Maschinenbauer sind dagegen stärker darauf ausgerichtet, ihren Kundenstamm so zu bedienen, dass dieser in der Lage ist, Dienste mit einheitlichen Cloud-Schnittstellen aufzubauen, die wir mit den intelligenten Sensoren anbieten. Dieselbe Art von Diensten können wir Drittanbietern oder Maschinenbauern anbieten, da wir eine offene Plattform und offene Schnittstellen gewählt haben. Der Smart Sensor kann Kunden auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Könnten Sie dies bitte an ein bis zwei Beispielen festmachen? Heikki Vepsäläinen: Nehmen wir eine Pumpe, die von einem Motor angetrieben und von einem Antrieb gespeist wird. Das herkömmliche Geschäftsmodell wäre, dass der Endnutzer die Anlage kaufen würde. Dies gibt ihm die Sicherheit der Verfügbarkeit und der Zuverlässigkeit. Die neue Technologie liefert dagegen eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten, um verschiedene Geschäftsmodelle auf den Markt zu bringen. Der Kunde könnte so zum Beispiel den Volumenstrom der Pumpe kaufen. Auch hier hat er die notwendige Sicherheit, denn die Zuverlässigkeit der Anlage ist aufgrund der vorausschauenden Wartung gestiegen. Morten Wierod: Wir bewegen uns also vom Kauf von Investitionsgütern immer weiter hin zum Leasing oder zum Kauf des Maschinen-Outputs. Wie das geht, zeigt uns die Luftfahrtindustrie: Motoren oder Flugzeuge werden nicht mehr gekauft, sondern die Anzahl der Stunden, die die Maschinen laufen. Ähnliche Geschäftsmodelle sehen wir bei Pumpen, Ventilatoren oder Kompressoren. Wie genau unterscheidet sich ABB mit seinen intelligenten Sensoren von anderen Anbietern im Markt? Bietet ABB seinen Kunden eine Datenanalyse an, um das Geschäft des Kunden zu verbessern? Morten Wierod: Der Mehrwert für den Kunden besteht zum einen im Überblick über den gesamten Antriebsstrang, aber auch in der Möglichkeit, bei Bedarf in Details einzutauchen. So kann der Fabrik- oder Werksleiter die aktuelle Situation seiner Anlage besser einschätzen. Mit einer relativ geringen Anfangsinvestition können also hohe Folgekosten durch Ausfälle vermieden werden. Hinzu kommt die Expertise von ABB im Umfeld Industrie, Produkte und Technologien in Kombina tion mit der Entwicklung von Lösungen. Die Amortisation der Investitionen liegt für Kunden in der Kostenvermeidung und dem höheren Output. Aber natürlich bieten wir auch konkrete Zusatzdienste an, um die Kunden beim effizienten Betrieb der Anlagen zu unterstützen. Dazu gehören periodische Zustandsberichte über die Antriebe, die konkrete Handlungsempfehlungen geben. Wir erproben auch Analytics- Services, um unsere Expertise in Data Science unseren Kunden zur Verfügung zu stellen – hier besteht im Maschinenbau reges Interesse. Heikki Vepsäläinen: Es geht aber nicht nur um die Kosten. Es gibt grundsätzliche Unterschiede zwischen den intelligenten Sensoren von ABB und den anderen auf dem Markt verfügbaren Produkten. So zeichnen sich die ABB-Produkte durch eine deutlich längere Lebensdauer aus und durch ein umfangreicheres Datenpaket. Das heißt, wir messen Parameter, die meist von anderen Geräten auf dem Markt nicht erfasst werden. Außerdem können wir mit unseren intelligenten Sensoren und Tools auf alle Asset-Gruppen oder Benutzergruppen zugreifen, dieselbe Nachricht kann also von mehreren Personen eingesehen werden. Das Beste daran ist natürlich, dass wir die intelligenten Sensoren über unsere gesamte Produktpalette anbieten. Zusammen mit dem Mehrwert, den wir unseren Kunden bieten, dürfte das ein Alleinstellungsmerkmal von ABB sein. Fotos: ABB www.abb.de 02 Anwender können über ein einziges integriertes Cloud-Portal die Betriebszustände von industriellen Antriebssträngen fernüberwachen 03 ABB Ability Condition Monitoring for powertrains bietet Überblick über den gesamten Antriebsstrang antriebstechnik 10/2018 41