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antriebstechnik 10/2017

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Lineartechnik im

Lineartechnik im XXL-Format Erstes gedrucktes Bühnenbild entstand mithilfe eines kompletten Linearsystems Ob Opernfestival, Promotion, Film oder Fernsehen: Die großformatigen Textildrucke der Firma Big Image sind international begehrt. Technisch und wirtschaftlich umsetzbar werden die nahtlosen Impressionen unter anderem durch präzise und wartungsarme Linear- und Antriebstechnik aus dem Systembaukasten von Bosch Rexroth. Lesen Sie mehr. Z um Auftakt der Salzburger Mozartwoche 2013 sangen Rolando Villazón und Olga Peretyatko vor rd. 1 500 Besuchern und einer beeindruckender Kulisse. Das Besondere: Die römischen Säulen des 12 × 24 m großen Bühnenprospekts waren erstmals nahtlos gedruckt worden – auf einem Textil- Printer der Superlative. „Infinitus“, so der Name des laut Hersteller weltweit größten Textildruckers, war kurz vor der Veranstaltung in Betrieb gegangen. Seither kann sich der Betreiber Big Image mit Hauptsitz in Potsdam kaum vor Aufträgen aus aller Welt retten. „Nicht zu- Der Druckwagen von Infinitus wiegt – je nach Füllstand der darauf befindlichen Farbtanks – zwischen 100 und 120 kg. Diese Masse gilt es, gleichmäßig und ohne Höhenunterschiede über eine Breite von 16 m zu bewegen – inklusive Beschleunigungs-, Verzögerungsstrecke und Reinigungsstationen. Diese Abmesletzt US-amerikanische TV-Produktionen schätzen die kosteneffizient gedruckten Motive auf unbeschichteter Baumwolle, die wir zuvor nicht in gleicher Auflösung und Farbbrillanz drucken konnten“, erklärt Big Image Ingenieur Holger Schulz. Wie bei einem handelsüblichen Tintenstrahldrucker laufen die bis zu zwölf Meter breiten Textilbahnen über eine Trommel. Auf diese Weise können sie theoretisch in beliebiger Länge hergestellt werden. Auf einem komplett von Bosch Rexroth gelieferten Linearsystem fährt ein Druckwagen vor der riesigen Trommel und bringt mit einem um- weltfreundlichen Inkjet-Verfahren wasserbasierende Farbe auf. Schwere Aufgabe für die Lineartechnik 80 antriebstechnik 10/2017

SPECIAL I MOTEK 2017 02 Ergänzend zum übergroßen Linearsystem konfektionierte der Hersteller auch ein einbaufertiges Paket an Antriebs- und Steuerungstechnik 01 Der bis zu 60 kg schwere Wagen des Druckers bedruckt Textilien von einer Breite bis 12 m. Das 16 m lange Präzisionslinearsystem ist aus zwei Teilen exakt gestoßen sungen bedeuteten für das Linearsystem, dass die integrierten Präzisionsführungsschienen aus zwei Teilen zusammengesetzt und als Strang exakt „gestoßen“ werden mussten. „An dieser Stelle waren sehr kleine Tole ranzen gefordert, um die geforderte Gleichlaufgüte für den Farbauftrag sicherzustellen“, betont Schulz. „Eine weitere Herausforderung stellte die Vorspannung des Zahnriemens für den Antrieb des Druckwagens dar, der im Vergleich zum Führungskörper mehr als doppelt so lang ist.“ Mit diesen außergewöhnlichen Anforderungen wendete sich Big Image an seinen Lösungspartner Bosch Rexroth, der für das Unternehmen bereits mehrere kleinere Textildrucker mit Lineartechnik und Antrieben ausgestattet hatte. Der Fabrikautoma tisierungsexperte unterstützte Big Image im Vorfeld mit den Berechnungen, ermit telte aus seinem Systembaukasten die passenden Komponenten und fügte sie zu einer Komplettlösung zusammen. Das Herzstück bildet ein aus zwei Teilen bestehendes Compactmodul mit Riementrieb CKR-200 und der maximal möglichen Überlänge von 16 m. Zwei integrierte, spielfreie Kugelschienenführungen verleihen dem Ausnahmedrucker nicht nur optimale Lauf eigenschaften, sondern auch eine hohe Traglast und Steifigkeit. Den Zahn riemenantrieb empfahl Bosch Rexroth als kostenoptimierte Antriebslösung für lange Verfahrwege. Für einen möglichst sanften Ablauf des Tischteils im Compactmodul sorgt die von Bosch Rexroth entwickelte High Precision (HP) Technologie. Dazu zählt u. a. eine speziell gestaltete Einlaufzone im Bereich der Kugelschienenführung, welche die umgelenkten Wälzkörper optimal in die Belastungszone einführt. Der dadurch erreichte Effekt für die Bewegung des Tischteiles: Größtmöglicher Gleichlauf und ein ruhiges Ablaufverhalten. Durch die präzise Lineartechnikfertigung gelang es Bosch Rexroth außerdem, die geforderten Übergangstoleranzen für die Nahtstellen von Führungsschiene und Aluminiumhauptkörper zu erfüllen. Als weiteren Bestandteil des Gesamtpakets stellte Bosch Rexroth seinem langjährigen Kunden ein genau abgestimmtes Set an Antriebs- und Steuerungstechnik zur Verfügung: Es besteht aus einem Servomotor des Typs MSK076 mit Antriebsregler HCS02 und einer speziellen Spannstation für den Antriebsriemen der Linearachse CKR 200. Alle Komponenten wurden am Sitz der Bosch Rexroth Lineartechnik in Schweinfurt vormontiert, anschließend in einzelne Packstücke zerlegt, nach Potsdam geliefert und wieder zusammengesetzt. Die Inbetriebnahme gestaltete sich ebenfalls effizient, da Big Image die Antriebslösung komfortabel über die kostenfreie Engineering-Software Indra Works parametrieren konnte. Lange Standzeiten, geringe Wartung Für die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Bosch Rexroth sprechen laut Big Image auch die langen Serviceintervalle, die einfache Wartung sowie der geringe Schmiermittelverbrauch. So lässt sich etwa das Compactmodul ganz einfach an jeder Stelle im Hubbereich schmieren. Der Bediener bringt dazu einen geeigneten Schmierstoff mithilfe einer Handhebelfettpresse am zentralen Schmiernippel ein. Über interne Versorgungskanäle gelangt dieser von dort aus gezielt an alle Verbrauchsstellen. Standzeitverlängernd wirkt sich auch die seitliche Führung des Zahnriemens aus, die über spaltgedichtete Aluminiumleisten erfolgt. Denn dadurch werden weniger Textilfasern und andere Schmutzpartikel aufgewirbelt, die in die Mechanik eindringen könnten. Fotos: Big Image www.boschrexroth.com antriebstechnik 10/2017 81